Ein Jahr Welterbetitel in Erfurt wird groß gefeiert

05.08.2024 14:20

Knapp ein Jahr ist es her, dass die UNESCO den jüdisch-mittelalterlichen Stätten in Erfurt – Alte Synagoge, Mikwe und Steinernes Haus – den Welterbetitel verliehen hat. Am 11. August 2024 wird offiziell die Welterbe-Urkunde überreicht und das soll gefeiert werden – mit einem ganztägigen kostenfreien Programm für alle und mit allen in Erfurts Altstadt, dem ehemaligen jüdischen Quartier.

Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
Foto: Von links nach rechts: Dr. Maria Stürzebecher (Unesco-Beauftragte), Jonathan Mürmann (Yiddish Summer Weimar), Dr. Karin Sczech (Unesco-Beauftragte), Prof. Dr. Reinhard Schramm (Vorsitzender Jüdische Landesgemeinde Thüringen), Dr. Tobias J. Knoblich (Beigeordneter für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe), Andreas Schmitges (Kurator Yiddish Summer Weimar), Dr. Alan Bern (Künstlerischer Leiter Yiddish Summer Weimar), Johannes Paul Gräßer (Künstlerischer Leiter der Jüdisch-Israelischen Kulturtage) Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Als vergangenen September in Riad die Entscheidung getroffen wurde, dass Erfurts Welterbeantrag auf die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wird, war das der Höhepunkt eines 14-jährigen Prozesses. Seitdem besuchten tausende Besucherinnen und Besucher aus aller Welt Erfurts jüdisch-mittelalterliches Erbe, das mit dem Titel ganz besonders im Fokus der Öffentlichkeit steht. „Die Verleihung des Welterbetitels ist eine große Ehre für die Stadt“, sagt Oberbürgermeister Andreas Horn, „unsere vordringliche Aufgabe ist es nun, die Welterbestätten zu erhalten und zu ertüchtigen.“

„Wir freuen uns über den deutlichen Besucherzuwachs, besonders im Museum Alte Synagoge. Um die Gäste hier auch zukünftig angemessen empfangen zu können, prüfen wir derzeit intensiv Erweiterungsmöglichkeiten“, verdeutlicht der Beigeordnete für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe, Dr. Tobias J. Knoblich, die hohe Resonanz, aber auch die gestiegenen Anforderungen, die mit der Verleihung des Titels einhergehen.

Thüringens Kulturminister und Beauftragter der Landesregierung für jüdisches Leben in Thüringen und die Bekämpfung des Antisemitismus, Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, ergänzt: „Wir haben als Land den Welterbeantrag der Stadt Erfurt von Anfang an unterstützt, denn diese einzigartigen jüdischen Bauwerke sind ein großer Schatz. Gemeinsam wollen wir sie erhalten und ihre historische Bedeutung an künftige Generationen weitergeben. Die Auszeichnung Erfurts als Welterbestätte ist ein besonderer Moment für unseren Freistaat und zeigt den Reichtum Thüringens an Kultur- und Naturdenkmälern.“

Nun ist es an der Zeit, den Titel auch noch einmal gebührend mit allen Interessierten zu feiern. Am 11. August um 11:00 Uhr übergibt die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul, die Welterbe-Urkunde an Erfurts Oberbürgermeister Andreas Horn im Rathaus. Für die Öffentlichkeit wird die Übergabe per Live-Stream zum Landbogen unter der Krämerbrücke übertragen, wo man es sich in der dort eingerichteten Lounge gemütlich machen kann.

Zum Festakt haben sich u. a. Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Cherrie Daniels, Kulturattachée der US-Botschaft in Berlin, Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Thüringer Staatskanzlei, und Prof. Dipl.-Ing. Brigitte Mang, Deutsches Nationalkomitee ICOMOS angekündigt. Außerdem wird Nino Haase, Oberbürgermeister von Erfurts Partnerstadt Mainz, mit dabei sein. Er vertritt die SchUM-Städte, die zwei Jahre vor Erfurt den Welterbetitel bekommen haben, ebenfalls für ihr jüdisches Erbe.

Vielfältiges Veranstaltungsprogramm in der Erfurt Altstadt

Der Festakt ist allerdings am 11. August nur ein Programmpunkt. Gemeinsam mit dem Yiddish Summer Weimar hat die Stadt Erfurt ein Welterbe-Fest an verschiedenen Standorten in Erfurts Altstadt organisiert. Bis 22:00 Uhr gibt es eine bunte Mischung aus Konzerten, Workshops, Führungen, Vorträgen und Familienaktionen zu erleben – alles rund um jüdische Kultur. In der Kleinen Synagoge gibt es ab 13:30 Uhr im „Science Slam“ kurze Vorträge von verschiedenen Expertinnen und Experten, anschließend geht das Vortragsprogramm weiter. Wer Lust hat, sich in der Kunst der jiddischen Lieder zu versuchen, ist ab 13:30 Uhr in der Alten Synagoge richtig. Hier gibt es unterschiedliche Workshops von Spezialistinnen der jüdischen Musik. Beim Platz an der Mikwe erwartet ab 13:30 Uhr vor allem Familien ein Programm mit Kreativ-Workshops zum Erfurter Schatz und Aufführungen der Elephant Band und des Zirkus Tasifan. Besonders gemütlich wird es ganz in der Nähe – unter dem Krämerbrückenbogen befindet sich die Lounge, in der bei Musik, Snacks und Getränken entspannt werden kann.

Um 17:15 Uhr startet eine Parade von den verschiedenen Veranstaltungsorten zum Rathausparkplatz, wo früher das Tanzhaus der jüdischen Gemeinde stand. Hier kann dann bei Live-Musik gemeinsam getanzt werden.

Den Abschluss des Tages stellt um 19:00 Uhr ein festlicher Open-Air-Konzertabend vor der Westfassade der Alten Synagoge dar. Es spielen die Youth Klezmer Band des Yiddish Summer Weimar, das auf jüdische Barock- und Renaissance-Musik spezialisierte Ensemble „simkhat hanefesh“ (Freude der Seele) und „Caravan Orchestra & Choir“ aus Erfurts Partnerstadt Haifa, ein Kooperationsprojekt zwischen der Musikhochschule Weimar, dem Yiddish Summer und der Musikabteilung der Universität Haifa.