Feuerwehr und Katastrophenschutz proben den Ernstfall und ziehen Bilanz
Mehrstündiger Ausfall der 112 in Erfurt erfolgreich simuliert
Im gesamten Stadtgebiet Erfurt übten die Teilnehmenden die Kommunikation bei einem Ausfall des Notrufs bis zu sechs Stunden. Die Übung selbst war auf rund eine Stunde angelegt.
An ausgewählten Gerätehäusern der Feuerwehr, Bürgerhäusern, Parkplätzen von Großmärkten und dem Vorplatz des Flughafens waren Fahrzeuge der Feuerwehr aufgestellt. Über diese würde bei einem realen Ausfall der Telefonnetze und der Notrufe von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst die Kommunikation zur Leitstelle Erfurt sichergestellt.
Die Übung fand an insgesamt 19 Plätzen, mit 25 Fahrzeugen und 92 Einsatzkräften der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und des Technischen Hilfswerkes (THW) statt. Als Partner sind an der Übung der Flughafen Erfurt-Weimar, das Theater Erfurt, der Sconto-Möbelmarkt in der Apoldaer Straße sowie die Eigentümer/Vermieter der Kauflandstandorte in der Kranichfelder Straße und Leipziger Straße beteiligt.
Geprobt wurden drei verschiedene Hilfegesuche bei den Anlaufstationen. Im Fokus standen Meldungen zu Bränden, medizinischer Versorgung sowie technischer Hilfe. Dazu lagen den stationierten Teams jeweils Fragebögen vor, mit deren Hilfe sie die Gesuche für die Leitstelle kategorisieren konnten. Übermittelt wurden die Gesuche dann per Funk.
In Begleitung von Lars Angler, Sprecher der Erfurter Berufsfeuerwehr, besuchte der zuständige Dezernent für Sicherheit, Umwelt und Sport, Andreas Horn, drei Stationen am Theaterplatz, bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kühnhausen sowie am Kaufland an der Leipziger Straße.
Der Notruf 112 wurde aber während der Übung nicht abgeschaltet und stand für Hilfeersuche weiterhin zur Verfügung. Auch im Falle einer echten Alarmierung waren die Einsatzkräfte angewiesen, die Übung umgehend zu unterbrechen und auszurücken.
„Die Übung ist hervorragend gelaufen. Wir konnten technische Fehler entdecken, die wir nun in der Auswertung abstellen können. Wir haben das Funknetz aber mit 65 Alarmierungen innerhalb einer Stunde bewusst an seine Grenzen gebracht“, sagt Lars Angler.
Der Notruf 112 ist eine zuverlässige und mehrfach abgesicherte Meldeeinrichtung an die Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst. Dennoch kann es aufgrund von Hard- bzw. Software-Problemen, Cyber-Angriffen oder Stromausfällen zu Teil- oder sogar Komplettausfällen des Notrufes 112 kommen. Eine entsprechende Information an die Bevölkerung erfolgt über verschiedene Kanäle, z.B. die Warn-App NINA.
Wenn der Notruf 112 nicht erreicht werden kann, andere Rufnummern aber möglich sind, sollten Anrufer versuchen, ihr Hilfeersuchen bzw. ihre Notfallmeldung über den Notruf 110 der Polizei mitzuteilen. Die Leitstelle der Polizei leitet das Hilfeersuchen dann an die Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst weiter.
Bei einem kompletten Ausfall der Telefonnetze können weder der Notruf 110, 112 noch sonstige Nummern erreicht werden. In solchen Ausnahmesituationen ist geplant, sogenannte Anlaufpunkte zu errichten. Von dort wird dann das jeweilige Hilfeersuchen an die Rettungsleitstelle weitergeleitet.
Die Übung, an der auch Kräfte des Technischen Hilfswerkes, des Deutschen Roten Kreuzes und Feuerwehrleute aus benachbarten Landkreisen als Beobachter teilnahmen, war Teil des Katastrophenschutzkonzeptes, das derzeit unter Federführung des Amtes für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz überarbeitet wird. „Sinn dieser ersten Übung war es, unseren über mehrere Monate aufgestellten theoretischen Plan in der Praxis zu testen. Bestenfalls schaffen wir so nach weiteren Feinabstimmungen ein Konzept, das über Jahre und Jahrzehnte Bestand haben kann“, sagt Andreas Horn.