„Arain! Der Erfurter Synagogenabend“ zum Angriff auf die Juden in Prag im Jahr 1389
Letzter Termin vor der Sommerpause
Während der religiösen Feierlichkeiten zu Ostern 1389 löste der Vorwurf eines Anschlags auf einen Priester, der mit der Eucharistie durch das jüdische Viertel ging, eine Welle von Morden und Plünderungen aus. Dieses Ereignis hat sich in das kollektive Gedächtnis der Prager jüdischen Gemeinde eingeprägt – insbesondere dank der Elegie „Et kol ha tela'a“ (Alle diese Unglücke), verfasst von einem lokalen Gelehrten namens Avigdor Kara. Aus christlicher Sicht wurde das Ereignis in einem anonymen parodistischen Bericht „Passio Judaeorum pragensium“ beschrieben.
Der Vortrag thematisiert den Angriff im Kontext der österlichen rituellen Gewalt sowie der politischen und religiösen Situation in Prag und im Königreich Böhmen. Auch auf die Frage, inwieweit die christlichen Erzählungen, die die Ereignisse von 1389 beschreiben, die zeitgenössischen religiösen Debatten über die christliche Frömmigkeitsreform und häufige Kommunion der Laien widerspiegeln, wird eingegangen.
Zur Person
Milan Žonca hat in Prag und Frankfurt Hebraistik und Religionswissenschaft studiert und an der Queen Mary University of London in Mittelalterlicher Geschichte promoviert. Er lehrt am Institut für Nahost-Studien an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität und leitet das Prager Zentrum für jüdische Studien.