Baudezernent und kommissarische Direktorin sehen Zoopark auf einem guten Weg
Dr. Heike Maisch arbeitet seit dem Jahr 2005 im Erfurter Zoopark als Kuratorin und übernahm zum wiederholten Male die zoologische Leitung und nun erstmals offiziell die Werkleitung. Zusammen mit dem zuständigen Dezernenten für Bau und Verkehr, Matthias Bärwolff, sieht sie den Zoopark auf einem guten Weg in die Zukunft.
Die Stelle des Zoodirektors soll zeitnah ausgeschrieben werden. Dabei soll laut Matthias Bärwolff auch auf externe Hilfe zurückgegriffen werden. Er hofft auf eine Neubesetzung der Stelle im dritten oder vierten Quartal 2023. Heike Maisch glaubt, dass für den Posten nur eine Person infrage kommt, die Führungskompetenzen hat und langjährige tiergartenbiologische Erfahrungen besitzt, jedoch im eigenen Zoo keine Aufstiegschancen als Direktor hat. Oder jemand, der bereits einen kleineren Tierpark leitet und jetzt einen größeren Zoo mit Potenzial übernehmen will. Dennoch werde sich die Nachfolgersuche schwer gestalten, so Maisch. Dies begründet sie auch mit tendenziöser Berichterstattung in der Presse über den Erfurter Zoopark in den vergangenen Monaten. Deshalb hoffe sie nun auf eine objektivere, sachlichere Berichterstattung statt Sensationspresse, um das Image des Erfurter Zooparks in der international gut vernetzten Zoo-Szene zu verbessern.
Stringentere Entscheidungen erwartet
Das will sie zudem durch stringentere Entscheidungen erzielen. „In der Vergangenheit war es leider öfter so, dass sich die beiden Zoo-Direktorinnen gegenseitig und somit die Weiterentwicklung des Zoos blockiert haben“, sagt Matthias Bärwolff. Daher sei er froh, dass sich Heike Maisch der Leitungsverantwortung indessen stelle. Diese wiederum stellt klar, dass sie nur vorübergehend in leitender Position bleiben und künftig wieder als Kuratorin arbeiten möchte.
In leitender Funktion setzt sie auf das bestehende Team aus Mitarbeitern, zu dem jüngst auch neue Kollegen gestoßen sind. „Es gibt viele Mitarbeiter, die mit Leidenschaft den Zoo voranbringen wollen und auch gern mal nach Feierabend anpacken. Das sind tolle Voraussetzungen, mit denen wir arbeiten können“, sagt Matthias Bärwolff.
Die meisten seien auch offen für neue Attraktionen im Zoo, zu denen Bärwolff auch kommentierte Fütterungen, eine Anpassung der Fütterungszeiten an das Besucheraufkommen oder auch Tierwanderungen zählt. „Derzeit arbeiten wir auch an technischen Lösungen, um an allen relevanten Gehegen kommentierte Fütterungen zu ermöglichen“, sagt Heike Maisch. Zudem werde an passenden Vergesellschaftungen von Tieren gearbeitet, um die Attraktivität der Gehege für die Besucher und die Tiere zu steigern.
Neue Gehege und neue Tiere
Außerdem sind weitere Bauprojekte in den Startlöchern. So hat bereits der Innenausbau des neuen Sittichhauses begonnen – Elektroinstallationen und das Verputzen der Anlage stehen auf dem Programm. Die Vorbereitungen zum Ausbau der ehemaligen Ara-Voliere laufen ebenso. Das Gemeinschaftsprojekt von Zoopark-Stiftung, dem Verein der Zooparkfreunde Erfurt und des Zooparks nimmt täglich mehr Gestalt an. Auch die Sumpfwallabies sollen im Frühjahr in ihr neues Gehege neben dem Geiertal einziehen. Gleiches gilt für die Gepardin, die ihr neues Gehege beziehen soll, sobald Zaun und Sichtscheiben montiert sind.
Dabei schließt Heike Maisch für die Zukunft auch eine erneute Gepardenzucht in Erfurt nicht aus. Grundvoraussetzung dafür wäre aber ein zweites Gepardengehege für einen Kater in einem anderen Bereich des Zooparks. „Hierüber sind wir auch im permanenten Austausch mit dem europäischen Arterhaltungs-Programm“, sagt sie. Vom Umzug der Gepardin hängt wiederum der Einzug von Mähnenwölfen ab, an dem Maisch festhalten will. Ebenso sollen im kommenden Jahr erstmals Vietnam-Fasane im Erfurter Zoopark einziehen.
Bildungszentrum soll Einnahmen generieren
Das nächste große Bauprojekt aber soll das Bildungszentrum im Zoopark mit angeschlossener Übernachtungsmöglichkeit bleiben. Dafür steht eine Million Euro an städtischen Eigenmitteln zur Verfügung, die durch Fördermittel aus dem Bereich Bildung und Digitalisierung vermehrt werden sollen. Matthias Bärwolff rechnet im Jahr 2023 mit den Planungen für das Bildungszentrum und mit einem Baubeginn in 2024 oder 2025. Da die nächsten großen Zoos in Halle, Leipzig oder auch Nürnberg beheimatet sind, sehen Bärwolff und Maisch ein großes, mindestens thüringenweites, potenzielles Einzugsgebiet für ein solches Angebot. Ein zertifizierter Ort für nachhaltige Bildung ist der Zoopark schließlich jetzt schon.
Das Gebäude sollen dann am Vormittag für an Kinder und Jugendliche gerichtete Bildungsangebote verwendet werden, nachmittags zur Erwachsenenbildung und am Abend für Vermietungen an Unternehmen oder Privatpersonen zur Verfügung stehen. Auch ein externes Catering soll in dem Neubau besser möglich sein, als es bislang im Zoopark der Fall ist. Über die Vermietungen sollen zunächst der Neubau refinanziert und perspektivisch auch Mittel für den Zoobetrieb gewonnen werden.
Von anderen Finanzierungsquellen, wie etwa der Erhöhung von Eintrittsgeldern, nimmt Maisch hingegen Abstand: „Wenn wir kostendeckend arbeiten wollen, müssen wir, wie etwa in Belgien oder den Niederlanden, 50 Euro pro Besucher verlangen. Das wäre nicht vermittelbar.“ Der Zoopark wird als Bildungs- und Kultureinrichtung immer auf externe Finanzierung durch die Stadt angewiesen sein- nicht anders als Museen, Schulen oder Theater.
Kurzfristig soll auch die vorhandene Infrastruktur und Wegführung im Zoopark optimiert werden. Dazu zähle laut Maisch auch, Lücken im Rundgang durch andere Attraktionen abseits von Tiergehegen zu schließen und den Zugang zu allen Zoobereichen noch barrierefreier zu gestalten. Im Zuge dessen soll ab der kommenden Saison auch ein Zoo-Express, eine Kleinbahn, durch den Zoopark fahren. Verhandlungen mit einem Betreiber laufen bereits, wie Matthias Bärwolff sagt.