Erfurter Denkmale bei Landespreis doppelt prämiert
Auszeichnung für Sanierung des Erfurter Heizwerkes
Der Bauherrengemeinschaft „HeizCraftWerk Erfurt GbR“ ist die erfolgreiche Sanierung und Wiedernutzbarmachung des Heizkraftwerkes im Erfurter Brühl zu verdanken. Das 1914 erbaute „Herzstück“ der ehemaligen königlich-preußischen Gewehrfabrik im Brühl hatte in den Wende- und Vereinigungsjahren seine Funktion verloren und war, wie die meisten dortigen Industriebauten, zum Abbruch vorgesehen. „Es ist eine Hauptaufgabe der Denkmalbehörden, historische Objekte unserer baulichen räumlichen Umgebung für die Unterschutzstellung auszuwählen und dann auch im Zweifel gegen eine tagesaktuelle Kontra-Stimmung zu verteidigen“, sagt Dr. Mark Escherich, der Leiter der Denkmalbehörde der Stadt Erfurt, der sich rückblickend über die Weitsicht seiner Amtsvorgänger und -vorgängerinnen freut. Mitte der 1990er Jahre war das Heizwerk durch das Landesdenkmalamt in die Denkmalliste eingetragen worden.
Nach fast 30-jährigem Leerstand und eher temporären Nutzungen entstand nun - nachdem die LEG Thüringen eine Rohbausanierung durchführte – ganz Neues im respektvollen Nebeneinander zum Bestehenden. Das schroffe Industriedenkmal blieb bei der vom Architekturbüro HKS Hestermann & Partner verantworteten Sanierung und Wiedernutzbarmachung weitgehend erhalten und wurde nur um das Nötigste ergänzt. Die „Radikalität der Verwendung des puren, unverfälschten historischen Materials“ und die Einbeziehung der historischen Elemente charakterisiert das Gestaltungskonzept der Architekten. Die Ressource Bestand steht im Mittelpunkt. Die Neunutzung des Gebäudebestandes und des Raumpotentials des Heizwerkes konnte durch einen lebendigen Mix aus Kultur- und Veranstaltungsflächen, Gastronomie und moderner Arbeitswelten erreicht werden und gelingen. „Schlussendlich entstand insgesamt eine herausragende Gesamtqualität des Projektes, die ganz wesentlich von der anspruchsvollen denkmalpflegerischen Arbeitsweise der Bauherren und Architekten getragen wird“, heißt es in der Vorschlagsbegründung der Denkmalbehörde der Stadt Erfurt, die das Projekt für den Preis vorgeschlagen hatte.
Impressionen der Zentralheize
Preis für Baudenkmal des Neuen Bauens
Hinter dem zweiten Erfurter Preisträger, der Epinay Immobilien GbR, steht ein Ehepaar, dass sich vor Jahren bewusst für den Erwerb eines Baudenkmals der Bauhaus-Zeit der 1920er Jahre entschieden hat und dieses mithilfe des Architekturbüros Reinke und Herre sanieren ließ. Der „Wohnhauskomplex Friedrich-List-Straße 29, Windthorststraße 43, 43a“ war eines der letzten Baudenkmale des Neuen Bauens in Thüringen, das noch nicht durch größere Sanierungsmaßnahmen in seiner Unversehrtheit berührt worden war. Umso erfreulicher war der behutsame Umgang mit der Originalsubstanz von 1929/30 bis hin zur Ausstattung und den Oberflächenmaterialien, die in weiten Teilen erhalten und aufgearbeitet wurden.
Der leitende und gemeinsame Ansatz von Bauherrschaft, Architekten und den betreuenden Denkmalpflegern war, dass es um ein Betonen, nicht um ein Verwischen des Vorhandenen gehen müsse. Dazu gehörte unter anderem die Wiedergewinnung der bauzeitlichen Farbgebung – im Äußeren vor allem mit wieder dunkelfarbigen straßenseitigen Fenstern und im Inneren mit den farbenstark gestalteten Treppen und Treppenhäusern.
Sehr ambitioniert waren auch die Bemühungen von Bauherr und Architekten um eine zeitgemäße und hohe Wohnqualität. Damit ist – über die sehr gut gelungene Sanierungsleistung einer Ikone der Moderne hinaus – eine besonders nachhaltige Denkmalbilanz gegeben.