Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

20.01.2022 13:19

Eine öffentliche Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus findet am Donnerstag, dem 27. Januar 2022, um 15 Uhr am Stein der Erinnerung vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude von J. A. Topf & Söhne am Sorbenweg 7 statt.

Gedenkstunde am Stein der Erinnerung

Blumen am Stein der Erinnerung
Foto: Gedenken am Stein der Erinnerung vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude von J. A. Topf & Söhne Foto: © Boris Hajduković

Es sprechen Ministerpräsident Bodo Ramelow, Oberbürgermeister Andreas Bausewein, Oberkuratorin PD Dr. Annegret Schüle und der Vorsitzende des Förderkreises Erinnerungsort Topf & Söhne, Rüdiger Bender. Landesrabbiner Alexander Nachama wird das Gedenkgebet „El male rachamim“ vortragen. Eugen Mantu umrahmt die Gedenkstunde mit Musik.

Die Uhrzeit wurde gewählt, weil am 27. Januar 1945 die sowjetischen Truppen das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau um 15 Uhr erreichten. Dieser Ort des nationalsozialistischen Völkermordes an den europäischen Jüdinnen und Juden und den Sinti und Roma ist untrennbar mit Erfurt verbunden. Von hier kamen die Öfen von Topf & Söhne, die in den vier Krematorien dazu dienten, die Leichen der Ermordeten spurlos verschwinden zu lassen.

Während der Gedenkstunde, die ausschließlich im Freien stattfindet, ist das Tragen eines qualifizierten Atemschutzes verpflichtend und ein Abstand von zwei Meter einzuhalten. Eine Anmeldung wird unter fsj.topfundsoehne@erfurt.de erbeten. Den ganzen Tag über können am Stein der Erinnerung zum individuellen Gedenken Blumen niedergelegt werden.

Online-Veranstaltung: Die Botschaft der letzten Überlebenden

Zwei Frauen und ein Mann stehen vor einem Bildschirm.
Foto: Eva Stocker-Füzesi mit Andor Andrási und Éva Fahidi-Pusztai im Erinnerungsort Topf & Söhne Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Um 19 Uhr lädt der Erinnerungsort Topf & Söhne zu der Online-Veranstaltung „Die Botschaft der letzten Überlebenden“ ein. Die Filmregisseurin Eva Stocker-Füzesi (Ungarn/Schweiz) zeigt Ausschnitte aus ihrer Trilogie „Leben nach dem Überleben“ und spricht darüber mit PD Dr. Annegret Schüle.

Eva Stocker-Füzesi überlebte selbst als kleines Kind die Shoah und hat mehr als 31 Überlebende aus acht Ländern in den letzten Jahren aus einer Nahperspektive filmisch porträtiert. Die Filmvorführung ermöglicht die Wiederbegegnung mit Éva Fahidi-Pusztai und der im Juli 2021 im Alter von 96 Jahren verstorbene Esther Bejarano. Beide Frauen sind mit ihrer klaren und kraftvollen Haltung gegen jede Form der Menschenverachtung und der Demokratiefeindlichkeit wichtige Botschafterinnen in einer Zeit, in der Antisemitismus, Rechtsextremismus und Verschwörungsmythen an Einfluss gewinnen.

Kampagne: Lichter gegen Dunkelheit

Der Erinnerungsort Topf & Söhne sowie die Alte und die Kleine Synagoge in Erfurt beteiligen sich außerdem an der bundesweiten Aktion „Lichter gegen Dunkelheit“ zum 27. Januar. Eine Social Media-Kampagne und eine Website richten von Januar bis Mai 2022 die Aufmerksamkeit auf die Arbeit von Gedenkstätten und Gedenkinitiativen. Als „Lichter gegen Dunkelheit“ klären sie über die nationalsozialistischen Verbrechen auf und zeigen, welche Bedeutung eine Auseinandersetzung damit für die Gegenwart hat. Vor dem Hintergrund des Geschehens an den historischen Orten laden Gedenkorte und -initiativen zur bewussten Auseinandersetzung mit aktuellen demokratiefeindlichen Tendenzen ein.