Die Landeshauptstadt Erfurt trauert um Ilse Franke
„Wir verlieren mit ihr eine einfühlsame, bemerkenswerte Frau und herausragende Bürgerin unserer Stadt“, so Oberbürgermeister Andreas Bausewein.
Die 1925 geborene Erfurterin schenkte im Jahr 2004 ihrer Geburtsstadt ihre über sechs Jahrzehnte gewachsene Kunstsammlung: Mehr als 14.000 Druckgrafiken und Handzeichnungen des 20. Jahrhunderts werden seitdem als „Schenkung Rudolf und Ilse Franke“ in der Grafischen Sammlung des Angermuseums Erfurt bewahrt und wissenschaftlich erschlossen. Es ist die wohl umfangreichste Privatsammlung, die in der DDR mit kennerschaftlichem Blick und großem Engagement zusammengetragen wurde.
Ehemann Rudolf Franke (1925-2002) hatte bereits in Jugendjahren damit begonnen, Druckgrafik des Expressionismus zu sammeln. Später richtete sich der Blick des Sammlerpaares auf das Schaffen der Künstler und Künstlerinnen sowohl in der DDR als auch der Bundesrepublik, auf die Meister der École de Paris und der internationalen europäische Moderne. Ilse Franke unterstützte Rudolf Franke, den Mitbegründer der „Erfurter Ateliergemeinschaft“ (1963-1974), insbesondere bei der Edition grafischer Mappenwerke. Gemeinsam veranstaltete das Paar fünf Jahrzehnte lang im privatem Wohnraum das „Fest der Augen“, wo Interessierten die Möglichkeit geboten wurde, abseits des verordneten „Sozialistischen Realismus“ in der bildenden Kunst experimentelle künstlerische Positionen kennenzulernen.
Ihren unermüdlichen Einsatz als stille, aber engagierte Kunstbotschafterin honorierte der Freistaat Thüringen 2006 mit der Verleihung des Thüringer Verdienstordens. Im Dezember 2006 erfolgte die Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Landeshauptstadt Erfurt an Ilse Franke durch Oberbürgermeister Andreas Bausewein.
Ilse Franke, die als Leiterin eines Erfurter Kindergartens beruflich Erfüllung fand, hat nach dem Tod des Grafikers und Kunstvermittlers Rudolf Franke dessen Ansinnen fortgeführt. Ihre Liebe zur Kunst verband sie stets mit Nächstenliebe und Toleranz.