Erfurter Geschichtsmuseen haben neuen Direktor
„Es ist wichtig, dass wir junge und engagierte Leute in unseren Reihen haben, die die Potentiale der Kultur sichtbar machen“, sagte Erfurts Beigeordneter für Kultur- und Stadtentwicklung Dr. Tobias Knoblich.
Martin Sladeczek ist gebürtiger Erfurter und promovierter Historiker. In Jena hat er Mittelalterliche Geschichte, Neuere Geschichte, Politikwissenschaft sowie Volkskunde/Kulturgeschichte studiert. Seine Promotion hat das Thema „Reformation auf dem Land“. Publiziert hat er unter anderem über Erfurt als Marktstadt, die Arnstädter Liebfrauenkirche oder die Stätten der Reformation. Zuletzt hatte er in Jena gelehrt. Sladeczek: „Ich freue mich, den wissenschaftlichen Elfenbeinturm zu verlassen.“
Für sein neues Amt fühlt sich der Historiker bestens gewappnet. „An erster Stelle habe ich Herzblut für die Sache, weil mir die Geschichte der Stadt sehr, sehr am Herzen liegt. Überaus wichtig ist mir auch, die Darstellung der Stadtgeschichte mit allen Beteiligten zu entwickeln. Qua Ausbildung – und da vor allem durch meinen mittelalterlicher Schwerpunkt – sowie durch meine wissenschaftliche Arbeit der letzten Jahre kenne ich mich sehr gut aus und kenne vor allem aber auch sehr viele Kollegen, mit denen man das gemeinsam entwickeln kann“, sagte er. „Das neue Amt ist eine Ehre, weil die Stadt Erfurt enorm viel bietet.“
Der neue Direktor der Erfurter Geschichtsmuseen hat einen Berg Aufgaben vor sich. Er muss die ganz unterschiedlichen Häuser (unter anderem Stadtmuseum, Alte Synagoge, Erinnerungsort Topf & Söhne, Technikmuseum Neue Mühle und Museum in der Wasserburg Kapellendorf), denen er nun vorsteht, präsenter und erlebbarer machen. Das möchte er durch eine überregionale Vermarktung und große Sonderausstellungen bewerkstelligen, die die Besonderheiten der Stadt hervorheben. Als Beispiel nannte Sladeczek das Jubiläum 700 Jahre steinerne Krämerbrücke, das 2025 ansteht. Aber auch die Ereignisse der jüngeren Geschichte sollten in Sonderausstellungen aufbereitet werden. „Es geht darum, Lust auf Museen zu machen“, so der neue Geschichtsmuseen-Direktor. Gleichzeitig dürfe die wissenschaftliche Arbeit und auch der Bildungsauftrag nicht vernachlässigt werden. Bei Letzterem sprach sich Martin Sladeczek auch für eine rege Zusammenarbeit mit dem Erfurter Jugendamt aus.
Beim Erfurter Stadtmuseum sieht der neue Direktor vor allem bauliche Missstände, die es dringend zu verbessern gelte. Es fehle an Depoträumen, an Arbeitsplätzen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie an Ausstellungsräumen. So müssten die archäologischen Funde dringend in der Dauerausstellung präsentiert werden. Da im historischen „Haus zum Stockfisch“ extremer Platzmangel herrsche, präferiert Dr. Martin Sladeczek einen Umzug in die alte Defensionskaserne auf den Petersberg. „Der Umzug darf aber kein Selbstzweck sein“, sagte er. Vorher müsste konzeptionell viel geklärt werden. „Da stehen wir noch ganz am Anfang.“