Biber-Zuwanderung erfolgreich und willkommen
Die untere Naturschutzbehörde im städtischen Umwelt- und Naturschutzamt hatte eingeladen, weil die Spuren des streng geschützten Säugetiers nicht mehr zu übersehen waren und zunehmend Fragen zum Umgang mit dem sehr seltenen Tier aufwarfen.
Teilnehmende waren zum einen der Biberexperte Marcus Orlamünder vom Bibermanagementprojekt des Nabu Thüringen, die obere Wasserbehörde (TLUBN) als Gewässerunterhalter der Gera und des Flutgrabens, die untere Wasserbehörde, der Gewässerunterhaltungsverband Gera/Gramme, das Garten- und Friedhofsamt, der Gewässerbeauftragte des Naturschutzbeirates Dominik Borrmann, der Ortsteilbürgermeister Wilfried Kulich (Rieth), ein Anwohner mit Bildnachweisen und der Ortsteilbeauftragte Frank Wenzel.
Der Biber war in Thüringen lange Zeit ausgestorben und ist erst seit 2007 wieder dauerhaft in Thüringen heimisch. Seitdem verbreitet er sich entlang der Flüsse. An der Gera fehlte er bislang noch weitgehend. Mittlerweile deuten Funde, Fraßspuren und Aktivitäten darauf hin, dass der Biber auch in Erfurt eine neue Heimat gefunden hat. Zuletzt wurde er direkt in der Innenstadt hinter dem Rathaus auf Wanderschaft entdeckt.
In der Geraaue fielen vor allem frische Fraßspuren an Bäumen und gefällte und entrindete Stämme auf. Damit die Baumpflanzungen der jüngeren Vergangenheit und die neu gestalteten Flächen der Geraaue keinen größeren Schaden nehmen, war es notwendig, sich über mögliche Schutzmaßnahmen zu verständigen. Eine Umsiedlung des Bibers kommt nicht in Betracht, weil benachbarte Reviere bereits besetzt sind und neue Biber nachkommen würden. Es kommt darauf an, die schützenswerten Bäume zu erhalten und gleichzeitig den Biber in seinem neuen Lebensraum zu begleiten, gegebenenfalls neue Pflanzungen vorzunehmen und Ruhebereiche zu schaffen.
Daher appelliert das Umwelt- und Naturschutzamt an die Erfurterinnen und Erfurter, die Uferbereiche der Gewässer vor allem abends und nachts nicht zu betreten, keinen Müll zu hinterlassen und der Natur dort ihre notwendige Ruhe zu lassen.
In den letzten Jahren wurden ausreichend Möglichkeiten geschaffen, die Ufer der Gewässer zu erleben. Diese sollen auch dafür genutzt werden, damit andere Bereiche Tieren und Pflanzen vorbehalten bleiben. Das nützt nicht nur dem Biber, sondern auch gerade brütenden Vögeln oder am Gewässer vorkommenden Fledermäusen.
Darüber hinaus sind Biber sehr wehrhafte Tiere, daher sollte unbedingt davon abgesehen werden, sich dem Tier zu nähern. Dies gilt insbesondere auch für Hunde, die der Biber als Raubtiere wahrnimmt und die keinesfalls ohne Leine im Bereich der Gewässerufer laufen gelassen werden sollten. Ebenso ist ein Anlocken oder Anfüttern der Biber zu unterlassen, vor allem auch, da die Tiere durch ungeeignetes Futter krank werden können.
Zukünftig sollen Informationstafeln die Bürgerinnen und Bürger für den Natur- und Umweltschutz sensibilisieren.