Große Synagoge wird virtuell erlebbar
Virtuelle Rekonstruktion des 1938 zerstörten Zentrums jüdischer Kultur
Mit der rechtlichen Gleichstellung der Jüdinnen und Juden nach 1871 eröffneten sich Chancen für ihre gesellschaftliche Emanzipation. Ihr Engagement veränderte Kunst und Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit der 1884 geweihten Großen Synagoge schuf sich die wachsende jüdische Gemeinde in Erfurt ihr religiöses und kulturelles Zentrum. Doch die Nationalsozialisten zerstörten dieses reiche jüdische Leben in Thüringen.
Das Projekt „Virtuelle Rekonstruktion der Großen Synagoge Erfurt“ macht zum ersten Mal eine der zerstörten Synagogen in Thüringen wieder erlebbar. Zum Einsatz kommt dabei eine Virtual-Reality-Umgebung (VR), bei der die Betrachtenden die Illusion einer realitätsnahen historischen Raumwahrnehmung erleben: Mit Hilfe einer VR-Brille und Hand-Controllern können sie, ähnlich wie in einer Zeitmaschine, in die Vergangenheit reisen und die Große Synagoge in ihrem Zustand vor ihrer Zerstörung kennenlernen. Dazu werden das Gebäude, aber auch seine Einrichtung sowie wichtige Objekte des jüdischen Lebens definiert und anschließend in einen interaktiven Raum übertragen. Dieser Raum lässt sich dann in Originalgröße individuell erkunden. Zusätzliche Informationsangebote erläutern historische Zusammenhänge, aber auch Riten und Gebräuche des jüdischen Lebens in und um eine Synagoge.
Die Virtual-Reality-Anwendung der Großen Synagoge Erfurt wird am 5. September 2021, dem europäischen Tag der jüdischen Kultur, um 17 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt der Öffentlichkeit übergeben.
Besucherinnen und Besucher der Kleinen Synagoge sowie die Gäste der Jüdischen Landesgemeinde in der Neuen Synagoge können ab diesem Zeitpunkt die VR-Brille nutzen. Gleichzeitig wird ein Web-3D-Modell der Großen Synagoge Erfurt online zugänglich sein.
Am 1. März startet der Instagram-Kanal „Jüdisches Leben in 3D“ der Universität Erfurt, der mit viel Wissenswertem rund um Orte, Portraits und Kultur fortlaufend über das Projekt informiert.
Das interdisziplinäre Kooperationsprojekt wird gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei. Die Projektleitung liegt bei den Geschichtsmuseen der Landeshauptstadt Erfurt, Dr. Annegret Schüle, Oberkuratorin Neuere und Zeitgeschichte. Kooperationspartner sind die Interdisziplinäre Forschungsstelle für Historische Medien an der Universität Erfurt, die Fachgebiete Angewandte Informatik und Architektur der Fachhochschule Erfurt und das Landesdigitalisierungszentrum an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek/Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Partner stimmen das Projekt eng mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen ab.