Ausstellung: Breaking the Silence – Der Zorn des Mdachi bin Sharifu
Im September 1919 hielt der aus dem heutigen Tansania stammende Kishwahili-Lektor Mdachi bin Sharifu im Erfurter Kaisersaal einen Vortrag über „Unsere koloniale Vergangenheit“. Eingeladen hatten ihn die „Deutsche Friedensgesellschaft“ und der pazifistische „Bund Neues Vaterland“. Mdachi ging nicht nur als erster Schwarzer mit dem deutschen Kolonialregime in seiner Heimat öffentlich ins Gericht, sondern wandte sich auch gegen den anhaltenden Kolonialrassismus und den aufkommenden Kolonialrevisionismus. Seine Vortragsreise führte ihn neben Erfurt nach Berlin, Hamburg und Cottbus. Kurz vor Abschluss der Versailler Friedensverhandlungen, in denen Deutschland seine kolonialen Territorien verlor, hatte sich Sharifu bereits an einer Petition an die Weimarer Nationalversammlung beteiligt. Sie forderte „Gleichberechtigung“ für alle Afrodeutschen – und zwar im gesamten Reich, also auch in den Kolonien.
Die Präsentation in Erfurt ist eine Gemeinschaftsprojekt der Geschichtsmuseen mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen e. V., Decolonize Erfurt und der Initiativegruppe Schwarze Menschen Deutschland (lokale Gruppe Thüringen). Die Kooperationspartner laden zu einer begleitenden Veranstaltungsreihe ein, die multiperspektivisch, multimedial und thematisch vielfältig mit Buchvorstellungen, Filmen und Vorträgen zur Auseinandersetzung um die Folgen des Kolonialismus und die Aktualität des Rassismus beiträgt.