Tegut-Markt in der Gorkistraße wird umgebaut
Bauvorhaben hat lange Vorgeschichte und für Ärger gesorgt
Wie die Firma mitteilt, werden für die Bauarbeiten keine weiteren Bäume gefällt. So soll eine Baumsachverständiger die Verlegung des Abwasserkanals in den Fußweg Melanchthonstraße überwachen. Notfalls sollen von Hand geschachtet werden. Falls die Gorkistraße grundhaft ausgebaut wird, sollen die Bauleute ebenso vorgehen. Auf dem neugestalteten Parkplatz von "Tegut…" werden acht Bäume und auf dem Vorplatz insgesamt weitere sechs neue Bäume gepflanzt. Die Melanchthonstraße soll in absehbarer Zeit nicht grundhaft saniert werden.
Das Tegut-Grundstück wird zukünftig wieder über die Straßen erschlossen werden, an denen es auch liegt, nämlich die Gorkistraße und Melanchthonstraße. Der heutige seitliche Zugang zum Markt wird auf die Südseite an die Haltestelle verlegt. Die heutige beengte Zufahrt an der Brühler Straße soll künftig nur noch durch eine durchgehende Fuß- und Radwegverbindung genutzt werden, die dauerhaft zugunsten der Öffentlichkeit gesichert und baulich neu hergestellt wird.
Anfang des Jahres hatte das Bauvorhaben für Unmut gesorgt. Vor allem Baumfällungen standen in der Kritik. „Wir sind den Vorwürfen noch einmal intensiv nachgegangen. Dazu habe ich die Planungshistorie aufarbeiten lassen, um mir selbst Klarheit zu verschaffen, denn der Prozess währt schon viele Jahre“, so der Beigeordnete für Kultur und Stadtentwicklung, Dr. Tobias J. Knoblich. „Im Bild der Gesamtgeschichte wird klar, dass niemand die Absicht hatte, Schaden anzurichten. Es ging stets um mehr als nur die Kaufhalle.“
Zur Vorgeschichte
Städtebaulich ist der Bereich zwischen der mittelalterlichen Brühler Vorstadt und dem gründerzeitlichen Hirschbrühl nie richtig geordnet worden. Zu DDR-Zeiten war die Melanchthonstraße zur Straßenbahntrasse umfunktioniert und auf die unbebaute Restfläche an der Ecke zur Gorkistraße eine Kaufhalle gebaut worden. Da das Grundstück der Kaufhalle nach damaliger Auffassung nicht über die Gleise der "Schnellstraßenbahn" erschlossen werden sollte, wurden in der Brühler Straße drei alte Gebäude abgerissen und hier eine provisorische Zufahrt über Betonplatten hergestellt. Die Wohnhäuser an der nördlichen Melanchthonstraße sind seitdem nur noch über die früheren Gehwege erreichbar. Dies erfolgte ohne Gesamtkonzept und war zweifelsfrei nicht zu Ende gedacht.
Nach der politischen Wende sollte die insgesamt ungeordnete Situation grundlegend verändert werden. Alle Planungen gingen von einer grundlegenden städtebaulichen Neuordnung des Areals sowie einer Verlagerung des Marktes und dem Abbruch des unattraktiven, städtebaulich unbefriedigend integrierten Baukörpers aus. Für das Areal zwischen Gorkistraße und Brühler Straße sollte hierzu ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Für den "Tegut-Markt" waren Alternativstandorte insbesondere am Gothaer Platz angedacht, ein Verbleib in dem zunehmend sanierungsbedürftigen Gebäude war in weite Ferne gerückt.
Im Jahr 2011 hat sich "Tegut" dann entschieden, am heutigen Standort bleiben zu wollen, der von der Lage her optimal im Einzugsbereich liegt. Erst im Jahr 2014 konnte "Tegut" das Grundstück dann endgültig erwerben.
Ziel war es, über einen gemeinsamen vorhabenbezogenen Bebauungsplan das Quartier sowohl für Wohnen als auch für den Markt zu entwickeln.
Dazu wurde auf dem westlich angrenzenden privaten Grundstück eine umfangreiche private Projektentwicklung vorbereitet, für die ein entsprechender Bebauungsplan aufgestellt werden sollte. Dieses Vorhaben scheiterte allerdings zunächst; in der Folge besteht ein anhaltender städtebaulicher Missstand, insbesondere im Bereich der damals für die Einfahrt abgerissenen Häuser an der Brühler Straße.
Zum Vorhaben des Tegut-Marktes
Unabhängig davon wollte Tegut jedoch mit den Sanierungsabsichten, für die kein Bebauungsplan notwendig ist, weiter vorankommen. Also wurde versucht, die beiden Vorhaben (Brachfläche und Tegut) unabhängig voneinander umzusetzen. Dabei sollte jedoch die Umsetzung des einen Projektes die spätere Umsetzung des anderen nicht gefährden.
Mit dem Verkehrsgutachten wurde die grundsätzliche Machbarkeit einer sicheren Anbindung über die Gorkistraße untersucht, die Leistungsfähigkeit an den Knotenpunkten nachgewiesen und das Maß notwendiger begleitender Maßnahmen herausgearbeitet. In Anbetracht weiter zunehmender Fußgängerströme und der Bedeutung als Schulweg zum Königin-Luise-Gymnasium kam eine Beibehaltung der derzeitigen Zufahrt mit den Konfliktpunkten der Stadtbahntrasse für eine dauerhafte Lösung aus Verkehrssicherheitsgründen nicht in Betracht. Ferner ist diese alte Erschließung nicht dauerhaft vollumfänglich gesichert, weshalb auch eine Rückkehr zur alten Option nicht in Frage kommt.
Zur Fällung der Bäume
Der Bauantrag beinhaltet die Sanierung, Umstrukturierung und geringfügige Erweiterung der Verkaufsflächen, die Neuordnung des vorhandenen Parkplatzes sowie die angemessene Zufahrt. Alle angrenzenden Nachbarn wurden im Baugenehmigungsverfahren beteiligt.
Im Rahmen der geplanten und genehmigten Baumaßnahmen wurde die Fällung von 21 Bäumen erforderlich, wobei sich 16 Bäume auf privaten und fünf auf städtischen Flächen befinden. Für die Fällungen wurden alle notwendigen Genehmigungen erteilt. Die Bäume waren teilweise geschädigt und mehrheitlich eng an Gebäuden oder versiegelten Verkehrsflächen gelegen, da sie größtenteils wild gewachsen waren. Allerdings waren sie parallel zum lang andauernden Planungsprozess zu einer gewissen Höhe aufgeschossen, was ihren Verlust deutlich wahrnehmbar werden ließ.
Der Zeitpunkt und der hohe Zeitdruck resultierten aus den Auflagen aus der Fällgenehmigung, da nach dem 1. März mit Rücksicht auf die beginnende Brutzeit der Vögel keine Fällung mehr hätte erfolgen dürfen.
Die insgesamt gefällten fünf Bäume auf städtischen Flächen teilen sich auf in drei noch verbliebene, bereits stark geschädigte kleinkronige Magnolien zwischen Paketstation und Haltestelle, die durch fünf neue ersetzt werden, sowie zwei mittelgroße Bäume in Baumscheiben im unmittelbaren Bereich der künftigen Gleisquerung. Diese beiden Bäume waren für eine zwischenzeitlich diskutierte Verpflanzung bereits zu groß gewachsen und werden in unmittelbarer Nähe durch zwei neue Baumstandorte ersetzt.