„Wohin bringt ihr uns?“
Vor 80 Jahren begann der erste systematische Massenmord im Nationalsozialismus. Auch sogenannte „Ballastexistenzen“ wurden getötet
Im Erinnerungsort entsteht eine neue Sonderausstellung
Vor 80 Jahren begann der erste systematische Massenmord im Nationalsozialismus, dem bis 1945 fast 300.000 Menschen in psychiatrischen Anstalten, Erziehungs-, Behinderten- und Altersheimen in Deutschland und in besetzten Ländern zum Opfer fielen. Auch Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge, politisch Andersdenkende, Juden, Sinti und Roma, als „asozial“ Verfolgte, Kriegsgefangene sowie traumatisierte Wehrmachtssoldaten und Zivilisten wurden als „Ballastexistenzen“ getötet. Das ethische Prinzip, dass sich eine menschliche Gemeinschaft durch ihre Solidarität mit den Hilfsbedürftigen auszeichnet, haben die Nationalsozialisten mit mörderischer Gewalt außer Kraft gesetzt. Dabei spielten ökonomische Aspekte eine beachtliche Rolle.
Einmal mehr zeigt die Geschichte, wohin die Verweigerung von Solidarität und die Zerstörung von Mitmenschlichkeit führen können. Angesichts der Herausforderungen, die die Corona-Pandemie an uns alle stellt, kann die historische Erinnerung helfen, um sich auch in schwierigen Zeiten der eigenen Werte zu versichern: Eine menschliche Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Kranken und Schwachen schützt – kaum einmal war dies aktueller denn je.