Fällarbeiten in der Geraaue
Dabei handelt es sich per Definition nicht ausschließlich um Bäume. Rund 100 der 140 zu fällenden Stämme weisen einen Durchmesser von 10 bis 20 Zentimeter auf. Zu diesen Gehölzen zählen beispielsweise Holunder oder der Eschen-Ahorn, der zu DDR-Zeiten aufgrund seines schnellen und flächendeckendes Wuchses gerne gepflanzt wurde, als invasive Art aber die heimische Vegetation gefährdet.
Die Arbeiten beginnen nördlich der Straße der Nationen. Hier entsteht im kommenden Jahr der etwa ein Hektar große Auenteich, für den eine Fläche mit rund 25 Gehölzen – vorwiegend mit geringem Stammdurchmesser – gerodet wird.
Der Großteil der Fällungen wird im Bereich der Gerabrücke Warschauer Straße vorgenommen. Für den neuen Spielplatz „Piratennest“ und die Wegführung in Verbindung mit dem Brückenneubau werden hier 80 Stämmlinge gefällt.
„Wir wissen, dass wir keine schöne Nachricht überbringen“, erklärt Dr. Sascha Döll, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes. „Viele Erfurter freuen sich auf das, was im Norden der Stadt entsteht. Dass dafür Bäume fallen, trifft bei vielen auf Unverständnis.“ Kein Baum wird leichtfertig und aus blinder Bauwut gefällt, bekräftigt der Amtsleiter. Jeder zu fällende Baum wurde vom Garten- und Friedhofsamt begutachtet. Vitale Bäume werden nach Möglichkeit erhalten. Dafür werden dort, wo es realisierbar ist, auch die Planungen nachträglich geändert. So konnte zum Beispiel der Wegeverlauf südlich des Auwäldchens angepasst werden, sodass entgegen der ursprünglichen Planung eine Hainbuche und eine Kastanie erhalten und zwei weitere Bäume aufwändig verpflanzt werden. Da, wo Bäume stark geschädigt sind oder unkontrollierter Wildwuchs vorliegt, wird gefällt – und dort, wo es durch entstehende Bauwerke unvermeidbar ist. Im Kilianipark müssen vier Bäume für einen Brückenneubau sowie insgesamt 17 Stämme für den Bau bzw. die Verbreiterung des Gera-Radwegs weichen.
Für jede Fällung werden gemäß Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung Kompensationspflanzungen und darüber hinaus Neupflanzungen innerhalb der Geraaue vorgenommen, die in einem Landschaftspflegerischen Begleitplan verankert sind. „Wir sind uns bewusst, dass ein junger Baum einen alten nicht von heute auf morgen ersetzt“, erklärt Döll. „Langfristig wird sich die Verjüngung des Baumbestands jedoch positiv auf die CO2-Bilanz und das Stadtklima auswirken.“