Nur noch wenige Tage zu sehen: Sonderausstellung über antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute im Erinnerungsort Topf & Söhne
Seit sich Aufkleber Ende des 19. Jahrhunderts verbreiteten, wurden sie auch als Medium genutzt, um rassistische und antisemitische Botschaften zu transportieren und damit zu hetzen. Die Ausstellung führt vor Augen, wie durch alltägliche soziale Praktiken aus Juden, Geflüchteten, Muslimen und Frauen Objekte des Hasses werden, wie Feindbilder geprägt und verbreitet werden.
Neben Hass und Hetze zeigt die Ausstellung auch die Gegenwehr. So wird über das Engagement von Irmela Mensah-Schramm berichtet, von ihr entfernte Aufkleber sind in der Ausstellung dokumentiert. Seit mehr als 30 Jahren übersprüht die 73-jährige Berlinerin rechtsextreme Parolen und Symbole und entfernt entsprechende Aufkleber. Weil sie Zeichen und Bilder der Menschenfeindlichkeit im öffentlichen Raum beseitigt oder in positive Botschaften verändert und damit Hassräume in Mutorte für Mitmenschlichkeit verwandelt, wurde sie am 28. Juni 2019 vom Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne mit dem Jochen-Bock-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Vom Amtsgericht Eisenach dagegen wurde sie vor kurzem wegen Sachbeschädigung verurteilt, nachdem sie in Eisenach die Aufschrift "NS-Zone" in eine Herz-Zone verwandelt hatte, indem sie die Buchstaben NS mit einem Herz übersprühte, und deshalb angezeigt wurde.
Dass aus Hass in Worten und Bildern Gewalt gegen Menschen wird und damit aus Drohung Wirklichkeit, lässt sich nicht nur in der Geschichte, sondern auch heute beobachten. Die Ausstellung inspiriert dazu, sich mit den menschenfeindlichen Botschaften der alltäglichen Bilder, Parolen und Symbole kritisch auseinanderzusetzen und ihnen entgegen zu treten.
Bis 27.10.2019: Sonderausstellung "Angezettelt. Antisemitische und -rassistische Aufkleber von 1880 bis heute", Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr, freier Eintritt