Antisemitismus in der DDR: Ein Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Benz im Erinnerungsort Topf & Söhne
Die DDR verstand sich als antifaschistischer Staat. Auch der Antisemitismus als Element faschistischer Ideologie galt damit als überwunden. Dagegen gehörte der politisch instrumentalisierte Antizionismus, der Israel als „Aggressorstaat“ definierte, jahrzehntelang zur Staatsdoktrin. Stalins Politik bestimmte den gesamten sowjetischen Machtbereich. In Prag fand Ende November 1952 der sogenannte Slánský-Prozess statt, in dem den Angeklagten „Agententätigkeit für den Zionismus" vorgeworfen wurde und Todesurteile gegen Rudolf Slánský und zehn weitere hohe kommunistische Funktionäre verhängt wurden. Er und die meisten anderen Angeklagten waren Juden. Auch in der DDR erreichten die Repressionen gegen Überlebende des Holocaust mit Hausdurchsuchungen bei jüdischen Gemeinden und der Verhaftung jüdischer Kommunisten Anfang 1953 ihren Höhepunkt. Erst 1988, als der 50. Jahrestag der Novemberpogrome erstmals in Ostberlin aufwändig begangen wurde, kam es zu einer taktischen Annäherung an Israel.
Der Vortrag beleuchtet die Traditionen und Wirkungen judenfeindlicher Ressentiments und des negativen Israelbildes in der DDR und diskutiert vor diesem Hintergrund auch die neu auflebende Fremdenfeindlichkeit und den zunehmenden Antisemitismus heute.
Prof. Dr. Wolfgang Benz ist ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin und international anerkannter Experte der Vorurteils- und Antisemitismusforschung. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung statt. Der Eintritt ist frei.