Otto Bartning und die Bauhochschule: Vortrag im Angermuseum über das „andere Bauhaus“
Der Vortrag geht verschiedenen Fragen im Zusammenhang mit Bartnings Beziehung zum Bauhaus nach, unter anderem beleuchtet er die historischen Voraussetzungen, Weimar als Standort und Gedanken für die Zukunft.
In mehrfacher Weise hatte Otto Bartning (1883 –1959), der bedeutendste evangelische Kirchenbaumeister des 20. Jahrhunderts, mit Idee und Praxis des Bauhauses zu tun. Gegründet in Weimar im April 1919, war die eigentliche „Geburtsstunde“ des Bauhauses der 29. Dezember 1918, als in der Privatwohnung des Architekten Otto Bartning der vom „Arbeitsrat für Kunst“ gegründete Unterrichtsausschuss zusammenkam, um über Bartnings Lehrprogramm zur Reform der Künstler- und Architektenausbildung zu beraten. Dieses Programm nutzte Walter Gropius „im Alleingang“ als programmatische Grundlage des Bauhauses.
Nach dessen Umzug im April 1926 nach Dessau leitete Bartning die in Weimar als Nachfolgeeinrichtung gegründete „Bauhochschule“. In den nur vier Jahren ihres Bestehens konnte sie ein eigenständiges Profil innerhalb der klassischen Moderne entwickeln. Ein Jahr früher als Gropius in Dessau richtete Bartning eine systematische Architektenausbildung ein. Er setzte somit den zentralen Gedanken der eigentlichen Bauhaus-Idee als erster in die Tat um. Der Architekturkritiker Julius Posener prägte die Bezeichnung „Das andere Bauhaus“.
Der tiefgreifende Umbruch in allen Bereichen der Gesellschaft erfasste auch die Kirche. Die Reformideen des Bauhauses und kirchliche Erneuerung deuten sich in dem damaligen Rückgriff auf ein mittelalterliches Gemeinschaftsideal an (Bauhütten bzw. Mönchsgemeinschaft). Weitere Einblicke in dieses Thema gibt die von der Staatskanzlei Thüringen geförderte Ausstellung „Kirche(n) und Bauhaus: Eine Spurensuche“, die von August bis September 2019 in der Cyriakkapelle Erfurt gezeigt wird.