Renau-Wandbild: Abschluss der Restaurierung und Wiederaufstellung für Mitte 2019 geplant
Seit Herbst 2013 arbeitet die Kulturdirektion am weiteren Umgang mit dem eingelagerten Wandbild „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“ des spanischen Künstlers Josep Renau (1907-1982). Nach Abriss des Kultur- und Freizeitzentrums am Moskauer Platz war das Bild eingelagert worden und gehörte dem Investor des Nahversorgungszentrums am gleichen Ort, der heutigen RTLL Unternehmensgruppe Zwickau.
Der Kulturdirektor der Stadt Erfurt, Dr. Tobias J. Knoblich, hatte sich für das Thema stark gemacht und es in die Zuständigkeit der Kulturdirektion geholt. Dann war es ihm gelungen, den Investor des Nahversorgungszentrums, dem das Kunstwerk gehörte, zu überzeugen, es als Sachspende der Stadt Erfurt zu überlassen. Parallel dazu konnte mit Unterstützung des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, insbesondere des Landeskonservators Holger Reinhardt, der zentrale Finanzierungspartner für das Projekt gewonnen werden: die Wüstenrot Stiftung in Ludwigsburg. Sie ist eine der großen unabhängigen Stiftungen in Deutschland, die sich u. a. für architekturbezogene Kunst und junge Kulturwerte aus der Zeit nach 1945 interessiert, da deren Erhaltungswürdigkeit nach ihrer Auffassung oftmals noch nicht ausreichend anerkannt wird und sie deshalb besonders gefährdet sind. Das trifft sehr stark auf bildnerisches Schaffen aus der DDR-Zeit zu, das häufig auf sozialistischen Realismus und ideologische Absichten reduziert worden ist.
Die Wüstenrot Stiftung hatte ein Projektbudget in Höhe von 300.000 Euro gebildet. Beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie hatte die Stadt Erfurt Komplementärmittel in Höhe von 60.000 Euro beantragt sowie im eigenen Haushalt für 2015/16 40.000 Euro Eigenmittel zur Verfügung gestellt. Bis Ende 2016 sollten die Arbeiten abgeschlossen und das Wandbild in neuem Glanz am Moskauer Platz wieder erlebbar sein.
Der Weg zur Umsetzung gestaltete sich allerdings komplizierter als gedacht: So wurde durch umfangreiche materialtechnische und kunsthistorische Forschungen bald klar, dass für das Wandbild eine aufwändige separate Trägerkonstruktion erstellt werden muss, damit die vom Künstler intendierte und für die Menschen vor Ort so wichtige Fernwirkung des Wandbilds wieder originalgetreu entstehen kann. In einer fast zwei Jahre andauernden Versuchsreihe mussten die Witterungseigenschaften des Glasmosaiks und seine Festigkeit und Haftfähigkeit auf den porösen und ungleichen Untergründen nachgewiesen werden.
Zudem wechselte das Nahversorgungszentrum zwischenzeitlich den Eigentümer, so dass auch hier Verhandlungen zum Neubau einer Trägerwand auf privatem Boden zu führen waren. Zuletzt verhinderten die angespannte Marktlage und die vollen Auftragsbücher der Betonwerke und der Restauratoren eine Wiederaufstellung des Wandbilds noch im Jahr 2018.
Kulturdirektor Dr. Tobias J. Knoblich:
Ein Denkmal aus DDR-Materialien, das in großer Eile zersägt und eingelagert worden war, in eine dauerhafte neue Präsentation zu bringen, erwies sich als äußert komplizierte Aufgabe. Wir haben viel gelernt und hart gerungen, um das Projekt, für das es keinerlei Vorbilder gab, in hoher Qualität auf die Zielgerade zu bringen. Ich bin sehr dankbar, dass wir mit der Wüstenrot Stiftung einen so erfahrenen, fairen und professionellen Partner gewonnen haben. Erfurt wird ein hochrangiges Kunstwerk zurückbekommen, das überregional Beachtung findet und zur Identität des Ortsteils Moskauer Platz gehört.
Prof. Philip Kurz von der Wüstenrot Stiftung:
Die ‚Zielgerade‘ ist nun erreicht, für alle wichtigen Aufträge liegen mittlerweile Angebote vor und können noch vor Jahresende beauftragt werden, so dass das Wandbild bis Jahresmitte 2019 montiert und dann auch wieder vor Ort aufgestellt werden kann. Wir sind sehr froh, dass das Wandbild bald wieder den Menschen am Moskauer Platz zurückgegeben werden kann. Und dass dadurch auch wieder mehr Wertschätzung entsteht für ein besonderes Stück wundervoller architekturbezogener Kunst, die in der DDR entstanden ist.
Das Projekt kostet aufgrund der vielen notwendigen Forschungsarbeiten, zusätzlicher Expertisen und Arbeiten sowie der veränderten Marktlage wesentlich mehr als ursprünglich geplant; veranschlagt wird aktuell ein Finanzierungsvolumen von ca. 700.000 Euro. Die zusätzlichen Kosten übernimmt dankenswerterweise die Wüstenrot Stiftung, die damit einen Beitrag zur Rettung besonders bedrohten kulturellen Erbes leisten möchte.
Wichtige Unterstützung erfährt das Projekt vom Förderverein Renau-Mosaik, der sich regelmäßig im Ortsteilzentrum Moskauer Platz trifft. Vorsitzender ist Ortsteilbürgermeister Torsten Haß. Der Verein hat unter anderem für die Umsetzung einer störenden Straßenlaterne und der Glascontainer gesorgt. Weiterhin setzt er sich für ein angemessenes Umfeld ein, damit das Werk wirken kann. Zudem leistet er unverzichtbare Öffentlichkeitsarbeit, vor allem im Ortsteil selbst.
Der Ortsteilbürgermeister:
Das Kunstwerk leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Identitätsbildung der Bewohnerinnen und Bewohner am Moskauer Platz. Die Menschen sehnen es seit Jahren zurück!