Suche nach überlebensfähigen Baumarten. Stadtgrün wird immer wichtiger
Kinder können ein Hochbeet für ihren Schulhof gewinnen
In diesem Zusammenhang hatte das städtische Umwelt- und Naturschutzamt vergangene Woche zur Auftakt- und ersten Informationsveranstaltung zum „Erfurter Stadtgrünkonzept“ ins Haus der sozialen Dienste eingeladen. Wie wichtig das Thema nicht nur für die Erfurter, sondern auch für die landeshauptstädtische Wohnungswirtschaft ist, zeigte die hohe Resonanz. Etwa fünfzig Teilnehmende waren gekommen, um sich zu informieren, vor allem aber mitzudiskutieren.
Die ersten Ergebnisse lassen aufhorchen. In Erfurt verteilt sich die Hälfte der 82.000 städtischen Bäume auf nur drei große Gruppen: Ahorne, Eschen und Linden. Diese geringe Vielfalt birgt hohe Risiken beim Ausfall einzelner Baumarten durch Schädlinge oder Krankheiten, so die Umweltfachleute. Die Klimadaten zeigten deutlich die Veränderungen der Vergangenheit. Auch die Szenarien der Zukunft legen nah, dass es wärmer und trockener wird. Eine Dürre wie in diesem Jahr wird in einigen Jahrzehnten eher die Regel sein.
In den Ortsteilen Gispersleben, Johannesplatz und Krämpfervorstadt sollen deswegen im Detail Möglichkeiten aufgezeigt werden, auf welche Weise mit Begrünungsmaßnahmen ein merklicher Abkühlungseffekt erzielt werden kann. Hier werden explizit auch Begrünungsmaßnahmen an Gebäuden angestrebt. Die Ortsteile sind künftig stark durch Überwärmung betroffen, weisen eine hohe Bevölkerungsdichte und besonders sensible Bevölkerungsgruppen (Kinder und Senioren) auf. Gispersleben soll als dörflicher Ortsteil und Buga-Standort betrachtet werden. Die Ergebnisse aus den Ortsteilen sollen so aufbereitet werden, dass sie auf die anderen Stadt- und Ortsteile Erfurts übertragen werden können.
Auch Dr. Alexander Groengroefts Vortrag zum Hamburger Stadtgrünprojekt, das gerade abgeschlossen wurde, brachte den Erfurter Zuhörern wichtige Impulse. Groengroefts wichtige Erkenntnis ist, dass alte Bäume am wertvollsten sind und deren Schutz höchste Bedeutung hat. Neupflanzungen können auf Jahre hinweg deren Funktion nicht übernehmen und es sei überdies unsicher, ob sie überhaupt deren Dimensionen erreichen. Standorte von Bäumen benötigten mehr Aufmerksamkeit und deutliche Verbesserungen. Die Verdichtung führe zu erheblichen Beeinträchtigungen, so Groengroeft, der auch kabel- und leitungsfreie Zonen fordert, wo Bäume weitegehend ungestört wachsen könnten.
Nicht zuletzt brachte auch die rege Diskussion unter den 50 Gästen neue Erkenntnisse. Der Leiter des Versuchswesens der Landesversuchsanstalt Gartenbau (LVG), Dr. Gerd Reidenbach, berichtete von bereits länger stattfindenden Versuchen mit Pflanzungen bei der LVG, deren Ergebnisse Berücksichtigung finden sollten. Das Projektteam des Stadtgrünkonzepts will diesen Vorschlag aufgreifen und mit Reidenbach künftig zusammenarbeiten.
Zudem mahnten auch Erfurter Bürger und Bürgerinnen Baumpflanzungen in der Altstadt an, die besonders betroffen sei und zudem den Schutz von Altbäumen bei Bauvorhaben. Auch diese Vorschläge fließen in das Konzept ein.
Die anschließende Eröffnung der Ausstellung „Waldgrün Stadtgrün“ der Town & Country Stiftung im Haus der Sozialen Dienste (Fritz-Heckert-Saal) rundete das Thema inhaltlich ab. Zahlreiche Bilder und Texte stimmen auf Bäume, Wälder und die so wichtige Bildungsarbeit ein. Insbesondere Schulklassen sind eingeladen, sich die Ausstellung anzuschauen und das dazugehörige Quiz zu lösen. Den Gewinnern winkt ein Hochbeet für den Schulhof.
Die nächste Veranstaltung zum Stadtgrünkonzept findet im November statt. Ansprechpartner ist Herr Düring vom städtischen Umwelt- und Naturschutzamt.