Vortrag über den Antifaschismus in der DDR als Erinnerungskultur und Herrschaftssicherung
Die Doppelgesichtigkeit des stalinistischen Antifaschismus, also das unmittelbare Nebeneinander von gelebtem antifaschistischem Engagement und zynischer Machtpolitik, zeigte sich bereits im Spanischen Bürgerkrieg und setzte sich in der neugegründeten DDR fort. Während es für einen kurzen Moment nach Kriegsende 1945 die Hoffnung gab, ein demokratisches sozialistisches Gegenmodell zur nationalsozialistischen Herrschaft errichten zu können, zerbrach diese Idee schnell an der Vorherrschaft der stalinistischen Funktionäre. Die Kommunisten galten nun als wichtigste Opfergruppe des nationalsozialistischen Terrors, woraus die SED ihren absoluten Machtanspruch ableitete. Um die Legitimation ihrer Herrschaft zu stärken, wurden Geschichtspropaganda und Gedenkrituale in den 1950er und 1960er Jahren flächendeckend in allen Lebensbereichen der DDR-Bürger eingeführt.
Annette Leo zeigt auf, wie die Transformation eines konkreten Gegenentwurfs in eine entdifferenzierte Bekenntnisideologie der kritischen Aufarbeitung des Nationalsozialismus entgegenstand. Sie wuchs in Ostberlin auf, studierte Geschichte und Romanistik an der Humboldt Universität zu Berlin und arbeitet als freie Historikerin, Biographin und Herausgeberin.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.