Der junge Sinto Willy Blum und seine Verbindung zum „Buchenwaldkind“ Stefan Jerzy Zweig: Buchvorstellung im Erinnerungsort Topf & Söhne
Willy Blum war 16 Jahre alt, als er in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Am Anfang kannte man nur seinen Namen auf der Transportliste von Buchenwald nach Auschwitz. Diese enthielt die Namen von 200 Kindern und Jugendlichen. Der letzte Name, die Nummer 200, „Zweig, St.“ ist durchgestrichen. An seine Stelle wurde „Blum, Willy“ hinzugeschrieben. Der dreijährige Stefan Jerzy Zweig überlebte durch diesen Tausch. Seine Geschichte bildete später die Vorlage für den Erfolgsroman von Bruno Apitz „Nackt unter Wölfen“, der die Rettung des Kindes zu einem Symbol in der Geschichtserzählung über den kommunistischen Widerstand machte.
Als die Transportliste in den 1990er Jahren bekannt wurde, stieß sie kontroverse Debatten über das „Buchenwaldkind“ an. Ein inzwischen aufgetauchtes Dokument löst die direkte Beziehung zwischen der Rettung von Stefan Jerzy Zweig und dem Tod von Willy Blum wieder auf: Willy Blum hatte sich freiwillig, sofern man ein solches Wort in diesem Zusammenhang überhaupt verwenden kann, für den Transport nach Auschwitz gemeldet, weil er seinen kleinen Bruder Rudolf nicht allein lassen wollte. Dies nimmt den Geschehnissen nichts von ihrer Tragik, aber sie holt Willy Blums Geschichte aus dem Schatten der Debatten um das „Buchenwaldkind“ und verschafft ihr einen eigenen Raum.
Annette Leo hat sich auf die Suche gemacht und die Geschichte der Familie Blum und zugleich auch die Geschichte des Verschweigens einer Opfergruppe in der Nachkriegszeit erforscht: die der Sinti und Roma.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora statt. Der Eintritt ist frei.