„Parteiauftrag Luther“: Der Historiker Dr. Steffen Raßloff beleuchtet die Lutherehrung 1983
Lange galt Martin Luther in der DDR-Geschichtsschreibung als „Fürstenknecht“ und „Bauernschlächter“, dem die Heldengestalt Thomas Müntzer gegenübergestellt wurde. Allmählich hellte sich das Bild jedoch auf, bis der Reformator mit der staatlichen Lutherehrung 1983 anlässlich des 500. Geburtstages massiv vereinnahmt wurde. SED-Generalsekretär Erich Honecker erklärte Luther zu „einem der größten Söhne des deutschen Volkes“. Sein Erbe in der DDR zu pflegen wurde quasi zum Parteiauftrag erhoben, was nicht nur auf freudige Zustimmung traf.
Die breiten Aktivitäten von Geschichtsschreibung und Denkmalpflege bis hin zu zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen brachten jenseits der Instrumentalisierung des Jubiläums durch die SED auch viele positive Effekte. Erfurt stand dabei als Stadt des jungen Luthers und „Keimzelle der Reformation“ neben Wittenberg und der Wartburg im Mittelpunkt. So konnte die Lutherstadt ihr Profil international nachhaltig schärfen. Nicht zuletzt die Erinnerungslandschaft mit dem rekonstruierten Augustinerkloster an der Spitze profitierte vom „Lutherjahr 1983“.
Dr. Steffen Raßloff hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und wird schlaglichtartig das bedeutende Jubiläum beleuchten, das in der Sonderausstellung des Angermuseums „Luther – Der Auftrag“ eine wichtige Rolle spielt.