Eröffnung der Ausstellung „Luther – Der Auftrag. Martin Luther und die Reformation in Erfurt. Rezeption und Reflexion“
Im Jahr 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, organisierte Edwin Redslob im städtischen Museum Erfurt (heute: Angermuseum) eine Sonderausstellung zu Martin Luther und der 400. Wiederkehr der Reformation. Es galt, die geistigen Ursprünge des Reformators in seinem Studium an der Erfurter Universität und in seinem Wirken als Mönch im Augustinerkloster Erfurt herauszustellen. Die Exponate der Ausstellung stammten zumeist aus der Erfurter Luthersammlung, welche der Kunsthistoriker Redslob während einer etwa zweijährigen Sammeltätigkeit für das Erfurter Museum sichern konnte: zahlreiche Holzschnitte und Kupferstiche, darunter Bildnisse Martin Luthers, Szenen aus Luthers Leben und Erinnerungsblätter an die Reformation, aber auch Andenkenobjekte aus Porzellan und Metall. Ausgewählte Werke der mehr als 1.000 Objekte der Luthersammlung sollten später im Neubau des von Henry van de Velde entworfenen Universalmuseums gezeigt werden, in einem eigens dafür reservierten „Luther-Saal“. Zum Museumsneubau ist es nie gekommen. Große Teile der Luthersammlung finden sich heute im Bestand des Erfurter Stadtmuseums.
Auch 1983 war Erfurt ein wichtiger Ort der staatlichen Luther-Ehrung. In der städtischen Galerie am Fischmarkt im Haus Zum Roten Ochsen (heute: Kunsthalle) wurde die Ausstellung „Erfurt – Luther-Dialoge“ gezeigt. Die Kuratoren setzten die historischen Exponate in einen Dialog mit Werken von zeitgenössischen Kunstschaffenden – eine Besonderheit, die der Ausstellung damals große öffentliche Aufmerksamkeit sicherte. Präsentiert wurden auch zahlreiche Werke des Leipziger Malers Heinz Zander, der 1981 und 1982 Aufträge erhalten hatte, das "Tolle Jahr von Erfurt" und das Thema Luther bildnerisch zu gestalten. Heute gehören sein Luther-Triptychon, der Gemäldezyklus zum Tollen Jahr und zahlreiche Zeichnungen zu den Sammlungen des Angermuseums Erfurt.
Die besondere Situation dieser gut dokumentierten Sonderausstellungen in Erfurt anlässlich der Lutherehrungen 1917 und 1983, mit ihren jeweils formulierten Schwerpunkten und Zielsetzungen, bietet im Jahr 2017 den Anlass, mit einer kulturgeschichtlichen Ausstellung darauf zu reagieren und die damals entworfenen Perspektiven auf Luther, sein Wirken und die Reformationszeit vorzustellen. Dazu werden bestimmte zentrale Elemente dieser Ausstellungen rekonstruiert. Außerdem werden Objekte der Erfurter Luthersammlung präsentiert, die Edwin Redslob hauptsächlich zwischen 1916 und 1917 für das städtische Museum Erfurt erwarb – eine Sammlung, die später immer wieder ergänzt wurde.
Die Exponate der Ausstellung stammen überwiegend aus den städtischen Sammlungen in Erfurt, ergänzt um Leihgaben von Künstlern, aus Galerien sowie aus privaten und öffentlichen Sammlungen. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch mit Texten von Hardy Eidam, Michael Grisko, Gabriele Muschter, Cornelia Nowak, Steffen Raßloff, Kai Uwe Schierz und Thomas von Taschitzki.
Die Ausstellung ist bis zum 18. Juni zu sehen.