Eröffnung der Dauerpräsentation „Cranach vor und nach der Reformation. Leihgaben aus Privatbesitz“
Das Angermuseum Erfurt präsentiert bisher selten gezeigte Gemälde Lucas Cranachs d. Ä. aus Privatbesitz in einem neugestalteten Abschnitt der ständigen Ausstellung mittelalterlicher Kunst. Diese längerfristigen Leihgaben treten in Beziehung zu den seit der Neueröffnung des Museums wieder präsenten Werken des Meisters. Der mit neuen Bildfindungen sich auch in der Kunst offenbarende Diskurs der Konfessionen im 16. Jahrhundert zeigt anhand von zehn zusätzlichen Cranach-Werken die stilistischen und motivischen Wandlungen im Œvre des Meisters vor und nach der Einführung der Reformation in Mitteldeutschland.
Vier vorreformatorische Madonnen-Darstellungen treten in Beziehung zu den Skulpturen Hans Gottwalds von Lohr im Marienaltar aus Keilhau (1517, Dauerleihgabe des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg), neue Motive sind mit der Johannespredigt (1515/1520) und dem Tafelbild „Lasset die Kindlein zu mir kommen…“ (nach 1537) aus dem Museumsbestand präsent. Für die Kontinuität tradierter Ikonografie stehen die „Gregorsmesse" (um 1514) und die nach ihrer Restaurierung wieder in die Dauerausstellung integrierten Barbara-Tafeln (um 1540, Dauerleihgabe der Staatlichen Museen zu Berlin, Nationalgalerie), die im Umkreis der Cranach-Werkstatt auf katholische Auftraggeber schließen lassen.
Mit den Porträts „Martin Luther mit Barett“ (1529) und „Katharina von Bora“ (1528/29) ist auch die Familie Luther im Angermuseum zu Gast. Bildnisse der Katharina von Bora und Luthers waren typische Bekenntnisbilder der Protestanten und wurden für den kirchlichen wie privaten Gebrauch zahlreich in der Werkstatt Cranachs gefertigt, aber ebenso oft auch von zeitgenössischen und späteren Malern kopiert.
Die neuen Leihgaben von Werken aus der Werkstatt Cranachs für das Angermuseum Erfurt wurden durch Prof. Dr. Sabine Maier initiiert; die Präsentation wird durch Dr. Michael Hofbauer, Cranachexperte aus Heidelberg und Betreiber des umfangreichen digitalen Werkverzeichnisses der Werkstätten Cranach und ihrer Nachahmer, wissenschaftlich begleitet. Sukzessive wird die Präsentation der neuen Leihgaben durch Informationen zu Aspekten der Werkanalyse und der aktuellen Cranachforschung ergänzt. Die Ausstellung ist Bestandteil der Erfurter Aktivitäten zum Abschluss der Reformationsdekade und wird maßgeblich von der Thüringer Staatskanzlei gefördert.
Zur Eröffnung sprechen:
Begrüßung: Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Direktor Kunstmuseen Erfurt
Grußworte: Dr. Tobias J. Knoblich, Kulturdirektor, Landeshauptstadt Erfurt und Elke Harjes-Ecker, Leiterin der Abteilung Kultur und Kunst, Thüringer Staatskanzlei
Einführung in die Ausstellung: Michael Hofbauer, Kunsthistoriker, Heidelberg