Judenfeindschaft in Europa nach dem Holocaust
Vortrag am 14. Februar im Erinnerungsort Topf & Söhne
Die in den Lagern und auf den Todesmärschen befreiten Jüdinnen und Juden waren nach ihrer Rückkehr in die alte Heimat nirgendwo willkommen. Dies galt für Polen oder Ungarn, die Slowakei oder Rumänien. Die amerikanische und die britische Besatzungszone in Deutschland waren ein Sonderfall: Hier sammelten sich unter Obhut der Militärs "Displaced Persons", also jene, die keine Heimat mehr hatten oder nicht in die Länder zurückkehren wollten, in denen sie gedemütigt worden waren und ihre Angehörigen verloren hatten.
Doch ihnen war keineswegs das Mitgefühl schuldbewusster Deutscher sicher. Im Gegenteil: Anwohner der DP-Camps beklagten sich über die Juden, Behörden veranlassten mit dem Vorwand des Verdachts auf Schwarzmarktgeschäfte Razzien. Auch osteuropäische Juden waren in ihrer Heimat mit der Kälte ehemaliger Nachbarn konfrontiert. Erschreckend war 1946 das Wiederaufflammen von Judenhass, der sich im Pogrom von Kielce entlud. 42 Überlebende des Holocaust fanden den Tod. Auch in weiteren polnischen Orten, in der Slowakei, in Ungarn und Rumänien wurde nach dem Holocaust Gewalt gegen Juden verübt.
Wolfgang Benz, von 1990 bis 2011 Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin und renommierter Buchautor, hat den Sammelband "'Juden unerwünscht'. Anfeindungen und Ausschreitungen nach dem Holocaust" herausgegeben. Darin beleuchten namhafte internationale Autoren die Ereignisse in Osteuropa sowie in Deutschland, Österreich und Frankreich.
Diesen Band stellt er am 14. Februar um 19 Uhr im Erinnerungsort Topf & Söhne vor. Die Veranstaltung in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ist kostenfrei.