"Das Schloss und ich, wir grüßen Sie": Maria von Gneisenau und Rainer Maria Rilke
Der Vortrag thematisiert erstmals das Verhältnis der Gräfin Gneisenau zu dem Dichter und Schriftsteller Rainer Maria Rilke (1875-1926). Beide hatten sich 1906 in Godesberg kennengelernt. Maria von Gneisenau setzte nicht nur als angehende Dichterin und Schriftstellerin große Erwartungen in Rilke. Unmittelbar nach ihrer Scheidung und in einer Lebens- und Sinnkrise befindlich, schätzte sie die Gesellschaft des ausgewiesenen "Frauenverstehers" sehr. So bestimmt auch die Thematik bzw. das Verhältnis von "Mann und Frau" die Korrespondenz der beiden Empfindsamen. Die Gräfin lud Rilke zudem mehrfach auf Schloss Molsdorf ein, jedoch leider vergeblich. Stattdessen traf der Dichter sie bis 1917 sporadisch, wenn er sich in Berlin aufhielt.
Als ausgewiesene Literaturliebhaberin begann Maria von Gneisenau etwa 1905 selbst zu schreiben und sich in der Literaturszene zu vernetzen. Sie orientierte sich vor allem hinsichtlich ihrer dichterischen Versuche an Rilkes elaborierten Versen. Eine ihrer eigenständigsten und interessantesten Erzählungen, mit der sie ganz zeitgeistig das Unbewusste zu fassen suchte, ist dann auf Schloss Molsdorf entstanden.
Bereits um 14 Uhr findet ein Ausstellungsrundgang mit Dr. Silke Opitz statt.
Dr. Silke Opitz ist Kunsthistorikerin und Medienwissenschaftlerin. Als Kuratorin hat sie zahlreiche internationale Ausstellungen im In- und Ausland realisiert, vor allem zur zeitgenössischen und modernen Kunst. Nach Tätigkeiten in einem Wissenschaftsverlag und bei der Otto-Dix-Stiftung Vaduz, bei der JENOPTIK AG in Jena, an der Bauhaus-Universität in Weimar und für den Ludwigsburger Kunstverein ist sie seit 2012 Kuratorin an der Kunsthalle Erfurt. Im Rahmen ihrer konzeptionellen Vorbereitungen der Maria von Gneisenau gewidmeten Ausstellungsreihe auf Schloss Molsdorf hat sie intensiv zu Leben und literarischem Wirken der Gräfin recherchiert.