Das älteste profane Dachwerk Thüringens findet man in der Erfurter Johannesstraße 162
„Haus zum großen Pflöcken“ ist einzigartig in der Denkmallandschaft Thüringens
Wie das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie nun feststellte, handelt es sich bei dem Dachwerk in der Johannesstraße 162 gar um das Älteste und Besterhaltene seiner Art in ganz Thüringen. Selbst jüngere Dachwerke befinden sich selten in einem solch guten Zustand.
Die beiden Häuser Johannesstraße 162 und 163 – „Zum großen und zum kleinen Pflöcken“ – waren seit 1920 im Besitz der Ohlenrothschen Druckerei, aus der dann die „Druckerei Fortschritt“ hervorgegangen ist. Seit Aufgabe des Druckereistandortes in den 1990er Jahren stehen die Gebäude leer.
Von Denkmalpflegern zuvor als mittelalterlich erkannt, wurde die Einzigartigkeit beider Gebäude bereits im Jahr 2010 offenbart. Im Erdgeschoss der Johannesstraße 163, dem Haus „Zum kleinen Pflöcken“, entdeckte der Bauhistoriker Dr. Bernd Müller-Stückrad, nachdem die Deckenverkleidung im Rahmen von bauvorbereitenden Maßnahmen abgenommen wurde, eine mittelalterliche Halle mit einer Grundfläche von etwa 19 mal 9 Metern. Dank einer dendrochronologischen Untersuchung – einer Methode, bei der das Alter der Deckenbalken unter anderem anhand der Jahresringe bestimmt wird – konnte der Steinbau auf die Jahre nach 1204 datiert werden.
Ergebnis einer solchen Untersuchung ist ebenfalls, dass der dreigeschossige mittelalterliche Steinbau des Hauses „Zum großen Pflöcken“ in der Johannesstraße 162 mit einem äußerst gut erhaltenen und kaum veränderten Dachwerk 1294 errichtet und 1304 erweitert wurde.
Wie nun im Zuge einer Recherche durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie festgestellt wurde, gibt es in gesamten Freistaat keine älteren profanen Dachwerke. Das älteste Dachwerk Thüringens überhaupt findet man ebenfalls in der Landeshauptstadt, jedoch auf einem sakralen Bauwerk: Der Ostflügel des Erfurter Predigerklosters ist mit einer Datierung auf 1288 bzw. 1290 lediglich ein paar Jahre älter.