"Der Erfurter »Reformationsteppich« und die Kindersegnung Christi"
Der Erfurter „Reformationsteppich“ gehört zweifellos zu den bislang kaum beachteten Schätzen der Erfurter Kunstgeschichte des 16. Jahrhunderts.
Der Vortrag wird die aus dem Erfurter Dom stammende, wertvolle Tapisserie aus Wolle und Seide erstmals näher vorstellen. Sie entstand Mitte des 16. Jahrhunderts vermutlich in einer Teppichwirkerei in Mitteldeutschland, die häufig ausgewanderte und von Fürsten und finanzkräftigen Städten angeworbene flämische Bildwirker betrieben. Flämische Einflüsse sind in der Ausführung erkennbar, doch das Bildthema wurde vor allem durch die Cranach-Werkstatt in lutherischen Zusammenhängen populär. Nur wenige dezidiert reformatorische Bildthemen sind auf Tapisserien erhalten. Die Kindersegnung kann jedoch auf mehreren Wirkereien des 16. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Dabei lieferte erstaunlicherweise nicht die Cranach-Werkstatt das Vorbild für die Ikonographie, sondern der Nürnberger Maler und Kupferstecher Georg Pencz.
So wird einerseits die Entwicklung der frühneuzeitlichen Teppichmanufakturen in Mitteldeutschland Thema des Vortrags sein, andererseits aber auch die vermeintlich lutherisch geprägte Ikonographie der Kindersegnung Christi thematisiert werden.