Sonderführung durch die neu eröffnete Ausstellung "Kicker, Kämpfer, Legenden. Juden im deutschen Fußball" mit Beispielen aus Thüringen
Monatelang hatten Dr. Annegret Schüle, Susanne Zielinski und viele weitere Mitarbeiter Archive durchstöbert, die bisweilen dürre Quellenlage umfassend ausgewertet und auf diese Weise viele Details zur Geschichte der jüdischen Fußballspieler in Thüringen zu Tage gefördert, die in die Ausstellung einflossen. Diese setzt sich zusammen aus einer bundesweiten Wanderausstellung des Centrum Judaicum und eben den neu entdeckten Beispielen aus Thüringen. Bekannte Namen tauchen auf: Zum Beispiel der von Alfred Hess, der nicht nur ein einflussreicher Unternehmer, sondern auch zweiter Vorsitzender und großzügiger Förderer des Vorgängerclubs von Rot-Weiß Erfurt war. Über den späteren langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Thüringens, Wolfgang Nossen, ist zu erfahren, dass er 1946-48 in der Sportgemeinschaft Hakoah in Erfurt trainierte. Nossens Nachfolger Prof. Reinhard Schramm gehörte zu den zahlreichen Gästen, welche zur Ausstellungseröffnung kamen. Für die musikalische Untermalung sorgten Johannes Gräbner (Klarinette) und Thomas Offhaus (E-Gitarre), die Werke aus den zwanziger und dreißiger Jahren erklingen ließen und darüber improvisierten.
Die Ausstellung zeigt, so erläuterte Dr. Annegret Schüle in ihrem Vortrag, wie Ausgrenzung und Verfolgung im Nationalsozialismus bis in den Bereich des Sports, des Fußballs, hineinwirkten und wie die Ideale von Fairplay und Weltoffenheit zerstört wurden, für die sich gerade jüdische Bürger engagierten. Sie und weitere Rednerinnen und Redner des Abends, Erfurts Bürgermeisterin Tamara Thierbach, Bildungs-, Jugend- und Sport-Staatssekretärin Gabi Ohler sowie der Direktor der Erfurter Geschichtsmuseen, Dr. Anselm Hartinger, schlugen den Bogen von der damaligen rassistischen Verfolgung zu den rechtsextremen Gefahren heute. Für alle Redner bedeutet die Ausstellung eine Aufforderung, rassistischen Strömungen unter Fußballfans und fremdenfeindlichen Aktionen gegenüber den Flüchtlingen aus Syrien und vielen anderen Ländern energisch entgegenzutreten. Dass mit Rolf Rombach und Matthias Stein zwei Vertreter der sportlich rivalisierenden Thüringer Fußballclubs Rot Weiß Erfurt und FC Carl Zeiss Jena Statements mit der gleichen Stoßrichtung abgaben, zeigte, wie einig sich alle Beteiligten darin waren, dass Demokraten gegen Fremdenhass, Antisemitismus und Rechtsextremismus ohne Wenn und Aber zusammenstehen müssen.
Der Erinnerungsort ist am 17. Mai, dem Internationaler Museumstag, von 10-18 Uhr geöffnet. Von 14:00 – 17:00 Uhr lädt der Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e. V. zum Informationscafé in den Erinnerungsort.
Passend zum Motto des Museumstages "Museum, Gesellschaft, Zukunft" wird es bei diesen Gesprächen um "Zivilgesellschaftliches Engagement für einen Ort der Verantwortung" gehen. Dass beharrliches und jahrelanges Engagement von Bürger wichtig ist und erfolgreich sein kann, zeigt gerade dieser erstrittene Erinnerungsort, der heute für eine lebendige Auseinandersetzung mit Geschichte, Menschenrechten und Ethik steht. Bei einer Tasse Kaffee besteht die Möglichkeit zum Gespräch über Erfahrungen, Projekte und die eigenen Möglichkeiten, sich einzubringen.
Um 15:00 Uhr findet die Sonderführung durch die Ausstellung "Kicker, Kämpfer, Legenden. Juden im deutschen Fußball – mit Beispielen aus Thüringen" statt. Der Eintritt ist frei.