"Ein Lutherdenkmal für Erfurt": Vortrag und Podiumsgespräch
Die Geschichte der Lutherdenkmale hat gezeigt, dass sich über den Meinungsaustausch über die angemessene Repräsentation des Reformators in den seit um 1800 diskutierten und danach öffentlich aufgestellten Denkmälern auch das "Image" schärfte, unter dem sich die jeweilige Gegenwart Luthers vorstellen konnte. Neben kunst- und kulturhistorisch bedeutsamen Innovationen, die sich begleitend zu diesem Prozess ergaben, war die Wirkung auf die damalige Bevölkerung von großer Bedeutung. In den Denkmalprojekten manifestierte sich die Sicht einer Generation auf Martin Luther und diente zugleich als Multiplikator eben jener Interpretation. Dabei wurde nicht immer nur die "historische Wahrheit" bemüht. Häufig sind Reflektionen über aktuelle politische, soziale und gesellschaftliche Prozesse in den Denkmalen abzulesen. Auch die Menschen des 21. Jahrhunderts bilden sich über Bilder eine Meinung zum Reformator. Neben älteren Druckgrafiken und Gemälden sind vor allem auch die überkommenen Lutherdenkmale von großer Bedeutung. Pointiert könnte man sagen, unser Lutherbild wurzelt noch immer im 19. Jahrhundert. Die Gegenwart liefert kaum Ansätze einer Neuinterpretation im Medium Bild bzw. Skulptur. Auch scheint ein pointierter Blick auf die Bedeutung des Reformators für unsere Gegenwart nur schwach ausgeprägt zu sein. Die Auslobung eines Denkmalwettbewerbs könnte nicht nur ins Heute passende Repräsentationsmöglichkeiten ergründen, sondern auch unsere gegenwärtigen Ansprüche an und Deutungen von Martin Luther begründen und kommunizieren helfen.
Kurzbiografien
Dr. Martin Steffens, Kunsthistoriker und Kurator, Berlin. Promotion über das Luthergedenken im 19. Jahrhundert. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit sind die Etablierung und Entwicklung von Luthergedenkstätten sowie die Planungs- und Realisierungsgeschichte von Lutherdenkmälern. Er lebt in Berlin und ist als Kurator für kulturwissenschaftliche Ausstellungen und Projekte im Bereich der zeitgenössischen Kunst tätig.
Holger Lübs, evangelischer Pfarrer in Erfurt für 10 Kirchengemeinden; Vorsitzender des Evangelischen Kunstdienstes e.V.
Dr. Frank Hiddemann, 1986-91 Assistent für Praktische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, 1996-2007 Studienleiter für Medien, Kunst und Kultur an der Ev. Akademie Thüringen, Dissertation über "Site-specific Art im Kirchenraum", seit 2009 Pfarrer an der Stadtkirche St. Salvator in Gera, Kulturbeauftragter der EKM (Ev. Kirche Mitteldeutschland)
Prof. Dr. Kai Uwe Schierz (*1964 Bischofswerda), studierte Germanistik und Kunsterziehung an der Pädagogischen Hochschule Erfurt, 1991 Promotion im Fach Kulturwissenschaften/Ästhetik an der Universität Leipzig. 2001-2011 Direktor der Kunsthalle Erfurt. Seit 2006 Honorarprofessur an der Fakultät Gestaltung der Bauhaus Universität Weimar. Seit 2011 Direktor der Kunstmuseen der Stadt Erfurt.
Informationen
Ausstellungsinformation:
"Tischgespräch mit Luther. Christliche Bilder in einer atheistischen Welt" noch bis zum 20. Januar 2013
Vorschau:
Ausstellung "Ein Wald der Skulpturen. Die Sammlung Simon Spierer"
In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt
03.02.-14.04.2013
Eröffnung: 02.02.2013, um 16 Uhr