Erfurter Hochzeitsring geht als Briefmarke um die Welt
Ein Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst - der jüdische Hochzeitsring aus dem sogenannten Erfurter Schatzfund kann ab heute auch als Briefmarke versendet werden. In einer gemeinsamen Veranstaltung der Landeshauptstadt Erfurt und des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie wurde die 90 Cent Sondermarke heute von Hartmut Koschyk, dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, im Erfurter Rathaus feierlich übergeben. Zum ersten Mal ist damit ein archäologisches Fundstück aus Thüringen auf einer bundesdeutschen Briefmarke abgebildet.
Der 1998 bei Ausgrabungen gefundene Fingerring aus dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts ist eines der seltenen materiellen Zeugnisse jüdischen Lebens im Mittelalter. Er ist 4,7 cm hoch und besteht aus reinem Gold. Zahlreiche, detailliert ausgearbeitete Einzelteile bestimmen die Gestalt des Ringes: Die breite Ringschiene endet unten in zwei zusammengelegten Händen, auf der oberen Seite gehen die Arme in den Rückenkamm zweier geflügelter Drachen über. Diese tragen ein gotisch verziertes Gebäude, in dessen Innerem sich eine kleine goldene Kugel befindet, die bei Bewegung des Ringes einen zarten Klang erzeugt.
Ausgehend von einer Aufnahme des Ringes durch die Fotografin des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Weimar entwickelte die Grafikerin Corinna Rogger aus dem schwäbischen Biberach eine ästhetisch anmutende Briefmarke. Neben dem Ring selbst zeigt die Marke die Aufschrift "masel tow" – "viel Glück". Dies ist der traditionelle Wunsch zur Hochzeit. Die gleiche Inschrift ist in hebräischen Buchstaben in die glatten Dachflächen des Gebäudes auf dem Ring eingraviert. Auf dem Foto ist sie jedoch nur teilweise zu sehen und kaum erkennbar.
Nach seiner Tournee durch mehrere deutsche Städte und internationale Metropolen wie Paris, New York und London wird der Erfurter Schatz mit dem jüdischen Hochzeitsring seit Oktober letzten Jahres in seiner Heimatstadt Erfurt in einer Dauerausstellung präsentiert. Die neue Ausstellung "Alte Synagoge" entwickelte sich von Anfang an zum Publikumsmagneten und zog bereits in den ersten drei Monaten etwa 20.000 Besucher an.
Begleitend zur Sondermarke gibt der Deutsche Philatelie Service einen Ersttagsbrief in der Serie "Deutschland exklusiv" mit einem Foto des gesamten Schatzfundes heraus. Zudem nahm das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens die Briefmarkenemission zum Anlass, eine kleine Sonderausstellung mit archäologischen Motiven auf deutschen Briefmarken zu präsentieren. Diese wird gemeinsam mit einer Wanderausstellung des Bundesfinanzministeriums rund um die Briefmarke bis zum 25. März 2010 im Weimarer Museum zu sehen sein.