Bauhausprojekt "kunst.baut.haus"
Das Projekt "kunst.baut.haus - Imagination-Integration-Vision" versteht sich als artifizielle Hommage an die Gründungsphase des Bauhauses vor 90 Jahren. Unter dem Dach von "kunst.baut.haus" beziehen 24 Künstlerinnen und Künstler Quartier, richten sich ein, stellen sich und ihre Arbeiten vor, kommunizieren für die Dauer der Ausstellung miteinander und mit dem Betrachter: 16 Künstler aus Sachsen, 2 aus Sachsen-Anhalt, 3 aus Berlin und Brandenburg, 3 aus Thüringen werden zu "kunst.baut.haus"-Bewohnern und richten symbolisch das gemeinsame Haus mittels ihrer Kunst ein: mit "Mobiliar" der Genres und Techniken Malerei, Handzeichnung, Radierung, Kupferstich, Holzschnitt, Fotografie, Applikation, Assemblage, Collage, Objekte, Plastiken aus Holz, Ton, Carta-pesta, Papier u. a. m..
Der Initiator und Träger des Projekts, der Leipziger Kunstverein Pikanta e. V., und das Bauhaus - von der Idee zum Projekt - Handschriften, Materialien, Sichtweisen, Philosophien, Stilrichtungen - dieses und anderes mehr bilden das Baumaterial für dieses temporäre Kunst-Bau-Haus. Es ist das Pikanta-Credo, einen "Art-Bau” zu installieren - materiell und immateriell - und diesen mit jeder Ausstellung, jeder Konzeption, jedem Projekt neu zu erfinden. Es existiert eine unglaubliche Nähe, aber auch eine reale Ferne zwischen dem Verein und dem Bauhaus, diesem historischen Höhenflug zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seit 19 Jahren arbeitet der Verein daran, erfindet sich immer wieder neu, ist eine Institution ohne - wie einst das Bauhaus - institutionalisiert zu sein - keine Schule, aber ein Kunstverein mit programmatischem Charakter. Das heißt, Theorie und Praxis in der Pikanta Galerie und in der Pikanta Akademie werden als Synthese wahrgenommen: Ausstellungen, Feste ("Art-Events"), Förderung jugendlicher Kreativität und seit 1991 jährliche thematische Kunst- und Studienreisen nach Italien als "input” für künstlerische Arbeit.
Stein auf Stein, Idee für Idee - immer wieder mit Leidenschaft dem Abenteuer Linie, Punkt, Strich, Fläche folgen, dem Farbrausch frönen, in die Magie von Fotografie eintauchen, das Räumliche, das Figürliche ausloten, die Lust am Bildermachen aufs Neue entfachen - immer wieder Konzeptionen erdenken, Bezüge zu Kollegen der Kunstgeschichte, der deutschen wie der europäischen, herstellen, andere Sichtweisen auf scheinbar Vertrautes zu Bildern werden lassen, als Motor für Kunstentwicklung fungieren und Synergien herstellen.
Im Bewusstsein der verbindenden kulturellen Wurzeln ist es zudem besonderes Anliegen, Künstler aus Berlin und dem Raum Brandenburg, Sachsen, Sachsen/Anhalt und Thüringen gemeinsam vorzustellen, mit ihnen den imaginären Kunst-Haus-Bau zu errichten, um dadurch die mitteldeutsche Region mit Kunst anzureichern und durch Kunst in Bewegung zu halten. Das impliziert den Wunsch nach Nachhaltigkeit, nach neuen Begegnungen und Dialogen zwischen den Werken und ihren Künstlern. Die Vielfalt, die auf den ersten Blick heterogen erscheint, aber beim zweiten Blick sinnliche Synthese signalisiert, ist den Materialien eines Hauses vergleichbar, assoziiert Räume in ihm wie auch seine Einrichtungsgegenstände, bindet und realisiert Ideen in Materialien.
Exemplarisch sollen dafür nachfolgend einige Beispiele stehen:
Wolfgang Böttcher (Leipzig) benutzte die Technik des Tiefdrucks in Kombination mit Hochdruck als imaginärer Architekt und schuf radierte, gedruckte Traum-Häuser. Tim von Veh (Baruth) ließ sich auf das Experiment Bauhaustapete ein und kreierte so eine Collage unter Einbeziehung von Segmenten von Werken der ausstellenden Künstler. Maria Köhler (Grimma) tauchte mit großformatigen, feintonigen Applikationen intensiv in die Bauhaus-Intentionen ein. Brigida Böttcher (Leipzig), zugleich Organisatorin des Projekts, suchte sinnbildhafte "Vertreter” und wurde bei den Laren (Schutz- und Hausgeistern) fündig. So balancieren sie in Acryl und Farbe und in Terrakotta ihre Häuser durch das Jahr 2009. Die Malerin Käte Müller (Leipzig) schuf eine Collage zum Thema - voller Poesie und Hintersinn malt sie mit Schere, farbigen Papieren und vielen Materialien. Die Fotografin Margit Emmrich (Leipzig) spürt subtil den Intentionen dieser Bauhauszeit in übrig gebliebenen Industriefußböden nach - die Ästhetik gelebter, betretener Geschichte auch als Spurensicherung. Der Künstler Janko Hund (Berlin) schuf mit "Haus-Land-Schaft" Skulpturen miteinander kommunizierender, raumgreifender Hauskörper aus Papier und Pappe.
So treffen in der Ausstellung "kunst.baut.haus" unterschiedlichste Kunstkonzepte und Bildsprachen aufeinander, schaffen Synthesen und Synergien, auch wenn das Gesamtbild auf den ersten Blick heterogen erscheinen mag.
Für die Ausstellung entstand, als ein weiterer Baustein, Gesamtklang anstrebend, eine Komposition, die "bau.haus.sonatine” vom Musiker und Komponisten Ralf-Ingo Ebert. Gemeinsam wird er sie mit Antje Ebert am 17.10. zur Uraufführung bringen. Die bau.haus.sonatine.produzierte der profilierte Journalist Christian Forberg.
Zur Finissage am 15.11. ab 15:00 Uhr soll mit Wort und Klang noch einmal ein Bogen von den Werken an der Wand und im Raum hin zum Bauhaus geschlagen, das Publikum in das temporäres Kunst-Bauwerk einbezogen werden: Texte von Bauhauskünstlern treffen auf Zeitgeist, auf Auszüge aus Horst Peter Meyers (Weimar) "Es röhrt der Hirsch”.
Christian Forberg zeichnet ebenso für ein Hör-Bild, Statements von an der Ausstellung beteiligten Künstlern, verantwortlich. Die Mitglieder vom Teutschen Theater Teutschenthal reichern dieses temporäre Kunst-Bau-Haus mit Liedern und Texten an, die aus jener Zeit stammen, in der Bauhauskünstler der Gesellschaft ihren Stempel aufdrückten. "Auf Liebe eingestellt” ist eine Art-Brücke zwischen Bildern, Plastiken, Fotografien, zwischen Künstlern und Betrachtern. Für die Ausstellung entstanden neue Werke, bezugnehmend auf das Thema im weiten oder engen Sinn.
Anliegen von "kunst.baut.haus" als Beitrag zum Themenjahr "90 Jahre Bauhaus" ist es, eine Bühne zu haben, auf der gezeigt wird, was allen Bilder-Machern, gleich welchen Genres, eigen ist, was uns Heutige und die Kreativität der Bauhauskünstler eint: die Leidenschaft des Gedankens, der Mut zur ungewohnten Idee, die Passion jedes Machers für das Material, ein Bekenntnis zur Form und letztlich eine Hymne auf und ein Fest für alles und alle in Gesamtheit.
15.10., 11:00 Uhr: Pressegespräch
17.10., 19:00 Uhr: Vernissage
17.10. - 15.11. Ausstellungsdauer, geöffnet Di - So, 11:00 - 18:00 Uhr
15.11., 15:00 Uhr: Finissage