Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten schafft neue Angebote in der Wasserburg Kapellendorf

Dr. Christian Horn, Kulturdirektor der Stadt Erfurt, erläutert den Schritt: „Einige Burgen in der weiteren Umgebung Erfurts sind eng mit der Stadtgeschichte verflochten, so auch die Wasserburg Kapellendorf. Diese Verbindung hat die Stadt bewogen, in Kapellendorf eine museale Außenstelle zu betreiben. Seit längerer Zeit standen wir vor der Frage, mit größerem finanziellen Aufwand die Dauerausstellung auf neue Füße zu stellen oder den Betrieb einzustellen. Nachdem im vergangenen Jahr baulicher Sanierungsbedarf ein Ende des bisherigen Rundgangs nötig machte, haben wir uns für die Aufgabe des Standorts entschieden.“
Die STSG hat inzwischen begonnen, das Vermittlungsangebot vorrangig im Außengelände auf dem Burghof auszubauen. Dazu gehören ein Infopavillon, regelmäßige öffentliche Führungen und Veranstaltungen in der warmen Jahreszeit. Informationen zur Burg und eine Filmstation finden Gäste in der Steinkammer im Untergeschoss der Kemenate. Zudem engagiert sich der Förderverein für Wasserburg und Kapellendorf e. V. auf vielfältige Weise. Vereinsmitglieder betreiben an ausgewählten Wochenenden ein saisonales Burgcafé und unterstützen die Aktivitäten der STSG mit Führungen.
Dr. Doris Fischer, Direktorin der STSG, blickt auf das Potential der Burganlage: „Die Wasserburg Kapellendorf ist ein einmaliger Schatz, vor allem dank ihrer Bausubstanz. Es ist eine Burg mit Jahresringen, man kann wie sonst kaum irgendwo die Entwicklung vom Hochmittelalter über das Spätmittelalter in die frühe Neuzeit sehr anschaulich ablesen. Das wollen wir stärker ins Bewusstsein rücken und konzentrieren uns vor allem auf den Außenbereich. Natürlich haben wir auch das Ziel, die bisherigen Museumsbereiche wieder zu präsentieren, das bedarf aber einiger vorbereitender Arbeiten. Der Stadt Erfurt danke ich für die gute Zusammenarbeit auf der Wasserburg über drei Jahrzehnte – ebenso dem Förderverein für seine Identifikation und sein großes Engagement.“
Die bisherigen Museumsräume in den Obergeschossen der Kemenate werden auf absehbare Zeit nicht zu besichtigen sein. Zwar ist die Dachinstandsetzung inzwischen abgeschlossen, jedoch stehen noch Arbeiten an der hölzernen Innenkonstruktion und der haustechnischen Ausstattung an. Gebaut wird demnächst auch am angrenzenden Prinzessinnenbau. Dort steht im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der STSG eine Sanierung der Außenhülle einschließlich Dach und Statik an.
Die Wasserburg Kapellendorf entstand im 12. Jahrhundert als Stammsitz der Burggrafen von Kirchberg. Es handelte sich um eine kleine steinerne Burganlage mit zwei Gräben. Im 14. Jahrhundert gelangte die Burg an die Stadt Erfurt. Die Burg wurde erheblich erweitert und zu einem von zahlreichen Standorten außerhalb der Stadt, mit denen Erfurt seine territoriale und wirtschaftliche Macht sicherte. Später gehörte Kapellendorf zum Herzogtum Sachsen-Weimar und diente als Sitz des Amtes Kapellendorf. Jüngstes Gebäude ist der barocke Prinzessinnenbau, ein unvollendeter Witwensitz. Die Wasserburg Kapellendorf gehört seit 1998 zum Bestand der derzeit 31 Kulturdenkmale der STSG.
Öffnungszeiten
18. April bis 5. Oktober, wochentags 9 bis 15 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 11 bis 17 Uhr
Quelle: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten