Jüngste Freiwillige Feuerwehr Erfurts übt oft öffentlich

05.01.2025 10:33

Die Freiwillige Feuerwehr Vieselbach wurde im Jahr 1933 offiziell gegründet. Sie ist damit die jüngste Freiwillige Feuerwehr im Raum Erfurt.

Feuerwehr Vieselbach verfügt über einen Großraumventilator mit bis zu 180 Stundenkilometer am Auslass

Foto: Die Mitglieder, die für Ausbildung und Betreuung der Jugendfeuerwehr zuständig sind (v. l. n. r.): Madlen Bärthel, Jonas Bausch, Frank Kotschy, Sebastian Seupel, Leonik Hanf (im Korb), Steffen Kähler am Hauptbedienstand Drehleiter. Foto: © FFW Vieselbach

Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr hatte Vieselbach eine Pflichtfeuerwehr, die im Jahr 1878 entstanden ist. Das geschah wiederum fünf Jahre nach Gründung einer Eisengießerei für Pumpen und Spritzen für den Brandschutz in Thüringen.

Die Feuerwehr Vieselbach ist mit ihrer dazugehörigen Löschgruppe aus Azmannsdorf eine Feuerwehreinheit der Kategorie 1, also eine Einheit, die zur Abdeckung von Hilfsfristen eingesetzt wird. Die rund 70 Einsätze pro Jahr reichen von Bränden über Verkehrsunfälle und Brandmeldereinsätze bis hin zur Unterstützung des Rettungsdienstes. Der Einsatzbereich der Freiwilligen Feuerwehr Vieselbach umfasst die Ortsteile Vieselbach, Wallichen, Hochstedt, Azmannsdorf und Linderbach, einen Teilabschnitt der Autobahn A4 und das Güterverkehrszentrum. „Mit der Drehleiter und dem Lüfteranhänger werden wir unter Umständen ins gesamte Stadtgebiet alarmiert“, sagt Wehrleiter Steffen Kähler.

„In der Vieselbacher Wehr sind aktuell 25 Kameraden und Kameradinnen in der Einsatzabteilung, in der Kinder- und Jugendfeuerwehr sind 23 Kinder, in der Alters- und Ehrenabteilung befinden sich 16 Kameraden und zu unserer Löschgruppe gehören 16 Kameraden“, sagt Kähler. Das Ehrenamt sei auch im Bereich Freiwillige Feuerwehr von großer Bedeutung. „Es ist immer wieder schön, wenn Kinder aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung zu den Großen wechseln. Auch wenn Erwachsene den Weg ins Ehrenamt wählen, ist das ein bedeutsamer Schritt“, so Kähler.

Die Löschgruppe Azmannsdorf verfügt über ein sogenanntes Kleinlöschfahrzeug als Einsatzfahrzeug. In der Vieselbacher Wehr stehen ein Mannschaftstransportwagen, ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20, und als Sondertechnik eine Drehleiter 23/12 CC, bzw. ein Anhänger mit Großventilator bereit.

Zwei Sonderaufgaben unterliegen der Wehr aus dem Erfurter Osten

Die Sondertechnik, die in Vieselbach stationiert ist, bedarf ständiger Aus- und Weiterbildung. „Gerade im Einsatz mit der Drehleiter kommt es oft auf wenige Zentimeter an. Darum trainieren wir mit der Drehleiter sehr oft und auch einmal pro Jahr in einem mehrtägigen Seminar. Dabei fahren wir zusammen mit einer weiteren Freiwilligen Feuerwehr an drei Tagen durch das gesamte Erfurter Stadtgebiet und üben, den richtigen Aufstellungspunkt zu finden, um die geforderten Ziele mit der Leiter zu erreichen“, erklärt der Wehrleiter.

„Unsere zweite Sonderaufgabe ist der Anhänger mit dem mobilen Großventilator. Dieser wird bei Einsatzszenarien wie beispielsweise Tiefgaragenbränden oder bei Verrauchung von Industriegebäuden benötigt. Auch bei einer Einsatzübung im ICE-Tunnel Augustaburg nahe Erfurt-Bischleben haben wir ihn schon eingesetzt“, erzählt Kähler. Mit dem Großventilator können Räume be- und auch entlüftet und mit dem verbauten Wasseranschluss auch Wasser in großen Mengen vernebelt werden. Die Leistung des Lüfters beträgt knapp 1.000.000 Kubikmeter Luftdurchlass pro Stunde und Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Stundenkilometer am Lüfterauslass.

Die Wehr kann auf einige besondere Einsätze zurückblicken: Bei einem Vollbrand einer Scheune 2018 in Kerspleben wurde der mobile Großventilator nachalarmiert. Beim Brand einer verlassenen Lagerhalle auf dem alten Schlachthofgelände im Jahr 2018 wiederum wurden mit der Drehleiter über mehrere Stunden Nachlöscharbeiten geleistet und das schon in sich zusammen gefallene Gebäude von oben nachgelöscht.

„Erwähnenswert ist auch ein Dachstuhlbrand in Eichelborn 2022. Hier wurden wir mit Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug und Drehleiter nachalarmiert. Die Schwierigkeit bei diesem Einsatz waren die Temperaturen um minus 12 Grad Celsius. Sämtliches Wasser auf dem Boden gefror sofort. Der Dachstuhlbrand wurde aber schnell unter Kontrolle gebracht. Erwähnenswert waren sämtliche Nachbarn, die uns ohne Aufforderung mit Kaffee, Tee und Essen versorgt haben“, erzählt Kähler.

Reger Kontakt zur Partnerwehr in Tschechien

Die Freiwillige Feuerwehr Vieselbach pflegt seit 1977 eine Partnerschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr Žlutice in Tschechien. Einmal im Jahr treffen sich beide Feuerwehren – immer im Wechsel zwischen Žlutice und Vieselbach.

Im Jahr 2020 hatte die FF Žlutice ihr 150-jähriges Jubiläum. Zu diesem festlichen Anlass lud der Bürgermeister von Žlutice die Vieselbacher Wehr 2021 – zusammen mit allen Partnerwehren – ein. „Auf meine Anfrage beim Amt für Brandschutz, Rettungdienst und Katastrophenschutz wurde eine Sondergenehmigung erteilt, sodass wir mit unserem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug zur Partnerwehr nach Tschechien fahren durften. Grund hierfür war ein großer Festumzug durch Žlutice, bei der alle Wehren durch ein Fahrzeug vertreten waren“, sagt Kähler.