Einst Sitz der Berufsfeuerwehr im Erfurter Süden

23.11.2023 09:27

Die erste urkundliche Erwähnung der Feuerwehr Dittelstedt geht auf den 29. September 1879 zurück. Freundschaftliche Beziehungen nach Hronov, nahe der polnischen Grenze im Nordosten von Tschechien, prägen zudem seit über 40 Jahren die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Dittelstedt. Die Verbindungen aus DDR-Zeiten haben die politische Wende 1990 und die zahlreichen Umbrüche in den folgenden Jahren überstanden.

Die Freiwillige Feuerwehr Erfurt-Dittelstedt pflegt eine lange Freundschaft zu einer Wehr nach Tschechien

Foto: Rene Grüning(von links), Steffen Schäfer, Gerd-Arno Hellmuth, Martin Hellmuth, Patrick Rohkrähmer, Frank Hellmuth und Wolfgang Hellmuth bilden den Vorstand der Dittelstedter Wehr. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

„Erst durch Corona konnten wir uns erstmals nicht regelmäßig besuchen. Zuvor haben wir uns mindestens einmal jährlich gegenseitig besucht“, sagt Martin Hellmuth, Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Fördervereins der Wehr. Seit 2022 laufen die Besuche wieder; an Pfingsten dieses Jahres waren die Erfurter wieder zu Gast in Hronov. Der Wunsch, den Kontakt zu halten, überwiege dabei finanziellen und logistischen Herausforderungen.

Der Dittelstedter Wehr fiel nach dem großen Umbruch 1990 auch eine für die Stadt Erfurt wichtige Rolle zu. „Nach der Wende war die Wehr ziemlich zerrüttet und es war unklar, ob es weitergehen kann. Dann hat mein Vater Frank Hellmuth die Wehrleitung übernommen und wieder in ruhiges Fahrwasser geführt“, sagt Martin Hellmuth, der selbst in vierter Generation Feuerwehrmann ist. Sein Urgroßvater eröffnete einst die Familientradition in Dittelstedt.

Auf die „wilden Jahre nach der Wende“ folgte der große Aufschwung für die Wehr. Durch Unterstützung aus der Politik und des damaligen Amtsleiters der Berufsfeuerwehr war die Dittelstedter Wehr die erste in Erfurt, die nach der Wende ein modernes Gerätehaus bekam. Außerdem wurde die alte Technik rasch modernisiert. Dies war auch Voraussetzung dafür, dass das Dittelstedter Gerätehaus zwischen 1996 und 1998 quasi Sitz der Berufsfeuerwehr im Süden Erfurts war. „Unser Gerätehaus war damals tagsüber mit Kräften der Berufsfeuerwehr besetzt, weil die zweite Feuerwehrwache an der Wilhelm-Wolff-Straße noch in weiter Ferne war“, so Hellmuth.

Anfang der 2000-er-Jahre übernahm die Dittelstedter Wehr auch erste Spezialaufgaben. Dazu gehört die Dekontamination von Einsatzkräften und kontaminierten Bürgern mithilfe eines speziellen Gerätewagens im Rahmen des Gefahrgutzuges Erfurt. Mit einem speziellen Tanklöschfahrzeug kann die Wehr zudem bis zu 4.000 Liter Wasser und spezielles Löschmittel produzieren.

Darüber hinaus fungiert die FFW Dittelstedt als eine von fünf sogenannten Auffüll-Feuerwehren in Erfurt für die Berufsfeuerwehr. „Das bedeutet, dass wir bei längeren oder umfangreichen Einsätzen die Kräfte anderer Wehren ergänzen, damit die Aufgaben bewältigt werden können“, erklärt Hellmuth. Seit 2015 gehört die frühere Feuerwehr Büßleben zudem als Löschgruppe organisatorisch der Feuerwehr Dittelstedt an. Schon zuvor hatte es seit 2004 eine enge Zusammenarbeit gegeben.

Aktuell ist die Dittelstedter Wehr, gemessen an Personal und Fahrzeugen, die größte Ortsteilwehr Erfurts. Die Wehr zählt 38 Männer und Frauen in der Einsatzabteilung, elf in der Einsatzabteilung der Löschgruppe Büßleben, 30 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr und neun Mitglieder in der Alters- und Ehrenabteilung.