Erfurts historisches Bäderkleinod offiziell eröffnet

16.08.2024 16:00

Bundespolitiker Carsten Schneider und Thüringens Ministerin Susanna Karawanskij vollziehen offiziellen Start für das Dreienbrunnenbad

Foto: © Jacob Schröter

Vier Wochen hatten die Erfurter bei teilweise hochsommerlichem Wetter die Gelegenheit, einen erfrischenden Badetag im komplett sanierten Dreienbrunnenbad zu verbringen. Als Testlauf vor der eigentlichen Eröffnung, die für den 16. August 2024 als Badfest geplant wurde.14 Uhr gaben das Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion, Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider, die Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Susanna Karawanskij und Erfurts Beigeordneter für Finanzen, Wirtschaft und Digitalisierung, Steffen Linnert, gemeinsam mit SWE Bäder-Geschäftsführerin Kathrin Weiß den offiziellen Startschuss für das denkmalgeschützte Bad. Anschließend waren die Badegäste nicht nur zum Abkühlen bei ca. 22 Grad Wassertemperatur eingeladen, sondern auch zu Musik, Theater, zu Erinnerungsfotos aus der Fotobox mit historischem oder aktuellem Hintergrund sowie Führungen durch die hochmoderne Badtechnik.

Foto: Das Bad selbst ist eine gelungene Symbiose aus Tradition und modernster Technik. Foto: © Jacob Schröter

Carsten Schneider freute sich für die Erfurter: „Mit der Wiedereröffnung des Dreibrunnenbades geht für viele Menschen in der Stadt Erfurt und ihrer Umgebung ein langer Traum in Erfüllung. Und ein Traum ist das Bad selbst – eine gelungene Symbiose aus Tradition und modernster Technik, Denkmalschutz und Lebensfreude, Badelust und Kioskvergnügen. Das Schmuckstück im Süden der Landeshauptstadt wäre ohne die Hartnäckigkeit des Fördervereins vielleicht nicht ganz so schön geworden, jetzt sehe ich die gelungene Anlage als einen der Favoriten bei der Wahl zu Deutschlands schönstem Freibad.“

Im Namen der Landeshauptstadt Erfurt richtete Steffen Linnert seinen Dank an Carsten Schneider, der die Landeshauptstadt dabei unterstützt hat, Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ zu erhalten. Durch 2,523 Mio. Euro Fördermittel des Bundes und Eigenmittel der Stadt von 2,5 Mio. Euro konnte eines der ältesten Freibäder Deutschlands für die nachfolgenden Generationen erhalten werden. 13.991 Besucher in den ersten vier Wochen (19. Juli – 15. August) zeigen, wie groß die Begeisterung für das Kleinod im Südwesten Erfurts bei den Bürgern verankert ist.

Foto: Das historische Erfurter Dreienbrunnenbad ist Bestandteil der reichhaltigen Thüringer Bau- und Bäderkultur. Foto: © Jacob Schröter

Thüringens Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij würdigte das gemeinsame Engagement für den Erhalt und die Sanierung des Dreienbrunnenbades. „Großer Dank gilt dem Förderverein, vielen Erfurterinnen und Erfurtern, der Stadt und dem Stadtrat. Ohne Förderung durch den Bund wäre das Vorhaben überdies kaum möglich gewesen“, sagte sie. „Viele Menschen und Institutionen haben hier gemeinsam ein wahres Schmuckstück gerettet. Das historische Erfurter Dreienbrunnenbad ist Bestandteil der reichhaltigen Thüringer Bau- und Bäderkultur, die wir als Landesregierung pflegen und erhalten wollen“, fügte die Ministerin hinzu.

„Ein großes Dankeschön an den Bund für die Förderung und die Landeshauptstadt Erfurt, die Eigenmittel und Mehrkosten in Höhe von insgesamt 2,5 Mio. Euro für die Badsanierung beisteuerte. Jedes der Erfurter Freibäder hat seinen eigenen Charakter und seine Stammbesucher. Bereits vor der Sanierung schätzten die Stammgäste die idyllische Lage am Fluss und am Radweg, die übersichtliche Größe und eine überschaubare Besucherzahl, ein richtiges Familienbad. In den ersten Öffnungswochen konnten wir noch einmal die Technik und alle Abläufe testen. Bis auf wenige Ausnahmen ist das Bad fertig und die Badegäste können sich in diesem großartigen historischen Ambiente erholen“, blickt Kathrin Weiß auf die Anlaufphase zurück. „Der Förderverein hat sich gemeinsam mit vielen Erfurtern engagiert für den Erhalt und die Sanierung des Bades eingesetzt. Das Engagement hat sich gelohnt, wie wir heute sehen können.“ Sie dankte darüber hinaus den Planern und Baufirmen für die denkmalgerechte Sanierung der historischen Bausubstanz und den beteiligten 20 Firmen für ihre Arbeit auf teilweise engstem Raum.

Mit der offiziellen Eröffnung verändern sich die Eintrittspreise. Bis zum Saisonende am 15. September 2024 zahlen Erwachsene 8 Euro, Ermäßigte 5,50 Euro, Kinder bis 16 Jahre 4,00 Euro, Familien 20,00 bzw. 13,50 Euro. Die Abendkarte ist für 5,50 Euro, ermäßigt 4,00 Euro und Kinder 2,30 Euro zu haben. Nutzer einer Bäderwertkarte sparen bis zu 17% des Tageseintrittspreises. Die Inhaber der Freibad-Saisonkarte der SWE Bäder können damit auch weiterhin das Bad besuchen.

Bauphasen mit Überraschungen

Foto: Die Sanierung des denkmalgeschützen Bades erstrahlt in den Farben Petrol, Blau und Ocker. Foto: © Jacob Schröter

2020 schlossen sich die Türen des Dreienbrunnenbades hinter dem letzten Badegast. 2022 begannen die ersten Abbrucharbeiten für die Sanierung. Bereits nach den ersten Wochen zeigte sich, dass der Zustand des denkmalgeschützten Bades deutlich schlechter als angenommen war und die geplanten Sanierungskosten längst nicht ausreichen würden. Der Seitenflügel mit der ehemaligen FKK-Terrasse musste gänzlich abgerissen werden, das Hauptgebäude zeigte im Holzfachwerk und der Ausmauerung große Schäden. Rund 75 Prozent des Holzes mussten getauscht werden, Ausmauerungen erneuert werden. Das machte sich finanziell und zeitlich bemerkbar. Im neuen Dreienbrunnenbad steckt dennoch viel von der historischen Badeanlage. Was erneuert wurde, passt sich harmonisch in das historische Ambiente ein und vermittelt das Gefühl, im Familienbad der 1930er-Jahre zu verweilen. Dafür sorgen viele liebevolle Details wie die Eingangstür des Haupthauses, die Innentüren oder die Türen der Umkleiden. Sie wurden aufgearbeitet und wieder eingebaut. Im Hauptgebäude befinden sich noch die Originalbodenfliesen.

Die Sanierung des denkmalgeschützten Bades, eines der ältesten Freibäder in Deutschland, war von vielen Unbekannten und auch von denkwürdigen Ereignissen geprägt, erinnert sich Projektleiterin Birgit Gräfenhan: „Bei den Abbrucharbeiten des alten Schwimmbeckens stießen wir auf ein weiteres Becken unter dem Becken. Dafür mussten wir einige Planungen anpassen. Überrascht wurden wir auch bei den restauratorischen Untersuchungen der Gebäude. Anstelle der um die Jahrhundertwende üblichen Farbkombination von Braun, Rot und Gelb fanden wir die Originaltöne Blau und ein helles, ins Beige gehende Grau. Heute erstrahlen die Gebäude in der Farbfassung von 1903 in den Farben Petrol, Blau und Ocker.“

Denkwürdige Erlebnisse haben auch die Bauleute beschert. Das schiefergedeckte Dach des Haupt- und Nebengebäudes war eine besondere Herausforderung, dieses Handwerk ist auch in Thüringen kaum noch vertreten. Der 72-jährige Schieferdachdecker, der für die Firma Denkmalbau Ettersburg GmbH tätig war, hat hervorragende Arbeit geleistet. Kurz entschlossen hat Matthias Mönch von der Denkmalbau Ettersburg dem Bad noch eine Dachbekrönung spendiert, wie sie einst auf dem Sanitärtrakt den Abschluss der Dachspitze gebildet hat.

Für Bauverzögerungen sorgten die parallel zur Badsanierung laufenden und noch nicht abgeschlossenen Arbeiten am Papierwehr, Hochwasser, Probleme in der Materialbeschaffung und fehlende Baukapazitäten in vielen Gewerken. Die räumliche Enge des kleinsten Erfurter Freibades erschwerte die Bauabläufe der Gewerke. Das ambitionierte Ziel, 2023 in die Freibadsaison zu starten, erwies sich als nicht realisierbar, auch wenn das 25x15 m große neue Edelstahlbecken und der Technikkeller bereits vor dem Jahreswechsel 2023/24 fertig waren. Die Gerüste wurden länger am Hauptgebäude benötigt, Versorgungsleitungen konnten nicht verlegt werden.

Historie

Foto: Das Dreienbrunnnbad blickt auf eine lange Geschichte zurück. Foto: © Stadtwerke Erfurt

Historische Badekultur und Erfurter Stadtgeschichte vereint das Dreienbrunnenbad inmitten der Grünen Parklandschaft des Erfurter Südwestens. Bereits 1888 errichtete die Stadt an der Gera eine Frauenbadeanstalt als Pendant zur Männerbadeanstalt im Espachbad, das 1839 als erste Freibadeeinrichtung Erfurts eröffnet wurde.1903 entstand der Neubau des Dreienbrunnenbades. 25 Jahre später wurde der westlich begrenzende Baukörper geöffnet seiner heutigen Kubatur und das Gelände damit erweitert. Die Badeanstalt am Papierwehr erhielt ein Kinderplanschbecken, die Liegewiese wurde südlich des Gebäudes erweitert. Damit entstand ein richtiges Familienbad, das seit 1938 seinen heutigen Namen „Dreienbrunnenbad“ aufgrund der Nähe zu den Dreienbrunnenquellen trägt. Das Becken wurde mit eigenem solehaltigem Brunnenwasser von 14°Celsius gespeist, das Bad war viele Jahre bekannt für seine frische Kühle. Das Freizeitverhalten der Erfurter wandelte sich in den Nachkriegsjahren, die Nachfrage stieg und so wurden 1952 die Liegeflächen hinter den Umkleidekabinen erweitert.

Die letzte Sanierung des Bades datiert auf 1994. Das Becken wurde mit Folie ausgekleidet und die beliebte FKK-Terrasse auf dem Seitenflügel des Hauptgebäudes eröffnet. Neben einer Sanierung stand etliche Jahre auch eine Schließung des Bades im Raum, da der Zustand vor allem der Gebäude und die fehlende Wasseraufbereitungstechnik dem Weiterbetrieb klare Grenzen setzte. Für den Erhalt engagierten sich neben dem Förderverein auch viele Erfurter, die mit dem Bad Kindheitserinnerungen verbanden. Stadt und Stadtrat sprachen sich für den Erhalt aus, der Fördermittelantrag aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ wurde positiv beschieden.