Kraftakt für fehlende Schulplätze ist gelungen
Alle Fünftklässler können ab August eine Schule in Erfurt
Zwischenzeitlich hätten 148 Schülerinnen und Schüler in Erfurt zum neuen Schuljahr keinen Platz gehabt. Ralph Leipold, Leiter des Staatlichen Schulamtes, begründet dies auch damit, dass die Anmeldungen für bestimmte Schulen die verfügbaren Kapazitäten weit überschreiten. So habe es zum Beispiel für die 88 Plätze für Fünftklässler an der Integrierten Gesamtschule (IGS) an der Wendenstraße insgesamt 185 Anmeldungen entsprechend der eingegangenen Erst- und Zweitwünsche der Eltern gegeben. Die Aufgabe von Schulamt und Stadtverwaltung war es, hier einen Ausgleich zu schaffen, was schließlich auch gelang.
Wenige Widersprüche sind noch offen
Stand jetzt hat jedes Kind, das ab dem Schuljahr 2024/2025 in Erfurt eine fünfte Klasse besuchen möchte, auch einen Platz. Dass diese Zuweisung nicht immer dem Erst- oder Zweitwunsch der Schüler beziehungsweise Eltern entspricht, ist bedingt durch mehrere Zwänge. Entsprechend gab es rund 250 Beschwerden von Eltern, wovon die meisten mittels mündlicher Anhörungen geschlichtet werden konnten. Derzeit laufen noch 34 Widerspruchsverfahren. Hier sehen sich Stadtverwaltung und Schulamt nach der Bestätigung des Auswahlverfahrens durch das Oberverwaltungsgericht im vergangenen Jahr zuversichtlich, dass die Widersprüche ohne Konsequenzen bleiben. Die betroffenen Schüler werden bis zum Abschluss des juristischen Verfahrens ohnehin erst einmal den ihnen zugewiesenen Schulplatz in Anspruch nehmen.
Sechs neue fünfte Klassen wurden geschaffen. Zwei davon entfallen auf das neue Gymnasium 11, das in der Huttenschule an der Grünstraße seinen Betrieb aufnehmen wird. Zwei weitere fünfte Klassen entstehen durch die Umwandlung der Grundschule 8a am Langen Graben in eine Gemeinschaftsschule. Das Königin-Luise-Gymnasium und die Jenaplanschule haben jeweils eine weitere fünfte Klasse gebildet.
Neues Gymnasium startet nur zweizügig
Das neue Gymnasium 11 beginnt deutlich kleiner als geplant. Statt drei fünften Klassen gehen nur zwei Klassen mit zusammen 30 Schülern an den Start, von denen die meisten Zuweisungen von Schülern sind, die am Wunsch-Gymnasium keinen Platz fanden. Diese Startschwierigkeiten führt das Schulamt auch auf die längere öffentlich geführte Debatte über den Schulstandort zurück. Allerdings soll die Schule nun durch ihr Konzept überzeugen und zum Schuljahr 2025/2026 auch mit drei fünften Klassen laufen. Der Vorteil der zwei kleinen Klassen mit je nur 15 Schülern liege auf der Hand, wie Dr. Werner Ungewiß, Leiter des Amts für Bildung, sagt: „Die pädagogischen Rahmenbedingungen werden dort nie wieder so komfortabel sein wie in diesem Jahr“. Das liege auch daran, dass das Schulamt dem neuen Gymnasium einen „Zukunftsvorschuss“ geben und für ausreichendes Lehrpersonal sorgen möchte.
Darüber hinaus prüft das Schulamt auf Antrag der Stadtverwaltung derzeit noch die Gründung einer dritten fünften Klasse an der Gemeinschaftsschule in Kerspleben. Hier hätten sich durch eine Überprüfung höhere Kapazitäten ergeben als zunächst vermutet. Davon könnten gegebenenfalls auch Schüler aus Vieselbach profitieren. Aus dem Ortsteil gibt es insgesamt 13 Fünftklässler. Zwei wurden per Losverfahren der Gemeinschaftsschule Kerspleben zugewiesen und elf der Gemeinschaftsschule in Urbich. Zwischen Vieselbach und Urbich gibt es aber keine direkte Busverbindung. Der Schulweg mit dem Bus ins Zentrum und zurück nach Kerspleben würde 43 Minuten betragen. Die direkte Verbindung zwischen Vieselbach und Kerspleben hingegen würde weniger als 15 Minuten in Anspruch nehmen. Allerdings ergaben Gespräche mit der Evag, dass diese keine Kapazitäten für einen zusätzlichen Schulbus hat. Daher müsste die Stadtverwaltung wahrscheinlich ein Taxiunternehmen für die Schülerbeförderung engagieren. Eine dritte fünfte Klasse in Kerspleben wäre demzufolge die einfachere Lösung. Die Prüfung wird bis Mitte Juli dauern.
Auslastung von 85 Prozent ist das Ziel
„Die Zuteilung der Schulplätze ist jedes Jahr eine Mangelbewirtschaftung, in der es leider Gewinner und Verlierer gibt“, sagt Dr. Werner Ungewiß. Daher sollte es laut Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke künftig das Ziel sein, dass eine Schule nicht mit 100 oder 110 Prozent, sondern besser mit 80 bis 85 Prozent der Kapazitäten als ausgelastet gilt. Dazu brauche es eine konsequente Weiterverfolgung des Schulsanierungsplanes, da auf absehbare Zeit stets vier Schulgebäude als Ausweichquartiere für in Sanierung befindliche Schulen benötigt würden.