Das große Schlüpfen im Zoopark

03.07.2024 09:28

17 Nester, 34 Vögel, 68 lange Beine und die ersten grauen Flaumkugeln auf kurzen kräftigen Stampferchen – da kann man beim morgendlichen Zählen schon einmal den Überblick verlieren. Das große Schlüpfen bei den Rosaflamingos ist voll im Gange und aus nächster Nähe zu erleben.

Foto: Aus den 17 Eiern sind mittlerweile 11 Jungtiere geschlüpft. Im Laufe des Julis sollten die übrigen Küken geschlüpft sein. Foto: © Thüringer Zoopark Erfurt

Nicht nur, dass die Gruppe der in Erfurt lebenden Flamingos erstmals 17 Gelege auf-weist, ein 18. Nesthügel wird gerade noch gebaut, sie brüten auch erstmals unmittelbar neben beziehungsweise direkt hinter der Besucherscheibe in aus Sand aufgetürmten Nestern.

 

Foto: Die Flamingos im Zoopark erstmals unmittelbar neben beziehungsweise direkt hinter der Besucherscheibe in aus Sand aufgetürmten Nestern Foto: © Thüringer Zoopark Erfurt

Flamingos leben in großen, teilweise viele tausend Vögel zählende Kolonien; Lautstärke, ein gewisses Maß an Stress und Nachbarschaftsstreitigkeiten sind ihnen also keineswegs fremd. Sie brauchen den Druck der Gruppe, um erfolgreich zu brüten. Dass sie das nun aber direkt am Besucherweg tun und nicht auf ihrer Brutinsel, hat die Tierpfleger und den Kurator dennoch überrascht. „Die Vögel haben sich diesen sehr präsenten und stark frequentierten Platz ausgesucht. Anfangs waren wir skeptisch und haben versucht, ihnen die bisher genutzte Brutinsel schmackhaft zu machen. Da sie aber ganz klar den Platz nahe der Scheibe vorgezogen haben, wollten wir ihnen nicht hineinfunken“, erklärt Tierarzt und Kurator Dr. Kay Schwecht. Die Rechnung scheint aufzugehen. Aus den 17 Eiern sind mittlerweile 11 Jungtiere geschlüpft. Im Laufe des Julis sollten die übrigen Küken geschlüpft sein.

An der Brut und Aufzucht der Jungtiere – die, anders als man es von Flamingos kennt, einen kurzen geraden Schnabel und kurze kräftige Beine haben – sind beide Elterntiere gleichermaßen beteiligt. Die Küken erhalten eine von beiden Elterntieren produzierte Kropfmilch, welche rot gefärbt ist. Wenn die Küken einmal rot verfärbt sein sollten, dann bluten sie nicht, dann ist einfach etwas Futter danebengegangen.

Foto: Beide Elternteile kümmern sich nun gleichermaßen um die Aufzucht der Jungtiere. Foto: © Thüringer Zoopark Erfurt

Rosaflamingos sind weit verbreitet, der Weltbestand wird auf bis zu 680.000 Individuen geschätzt, der europäische Brutbestand liegt bei gut 130.000 Paaren. Die Erfurter Gruppe zählt 40 erwachsene Tiere und könnte im Sommer um 18 Jungtiere wachsen. Mit vier bis sieben Tagen verlassen die Küken in Begleitung der Eltern das Nest. Nach 65 bis 90 Tagen werden die Jungvögel flügge. Es dauert mehrere Wochen, bis die Küken in die Höhe wachsen und die Schnäbel, die für Flamingos typische gekrümmte Form annehmen. Mit zwei bis drei Jahren sind sie voll ausgefärbt.