Sprachmittlerin: Sprache als der entscheidende Schlüssel zur Integration
Fatemeh Azizi ist in Erfurt angekommen und hilft nun Landsleuten bei der Ankunft
Sprint Thüringen bildet zugewanderte Menschen in einer 18-monatigen Vollzeitqualifizierung zu professionellen Sprach- und Integrationsmittlern aus. Nach bestandener Prüfung können sie im Anschluss in Kooperation mit dem Sprintpool treten. Die Qualifizierung wird vom Thüringer Arbeits-, Sozial-, Gesundheits- und Frauen- und Familienministerium gefördert (TMASGFF), der Sprintpool vom Thüringer Migrationsministerium (TMMJV). Sprint wiederum ist Teil der IBS gGmbH, einem Projektträger im Integrationsnetzwerk der Stadt Erfurt, der sich der Integration zugewanderter Menschen in den Arbeitsmarkt verschreibt.
Neben dem Dolmetschen übernimmt Azizi auch einfache Aufgaben der sozialen Arbeit und fungiert Kulturmittlerin, da sie in den Gesprächen zusätzliche Informationen, zum Beispiel zu kulturell unterschiedlich konnotierten Begriffen anbieten kann, wenn die Verständigung mit den Klienten dies erfordert. Sie dolmetscht in Erfurt und in ganz Thüringen in den Sprachen Dari und Persisch und betreut in der Regel Menschen aus Afghanistan oder dem Iran.
Mithilfe einer Nachbarin und zahlreichen Veranstaltungen im Jenaer Frauenzentrum Towanda gelang ihr die Integration in Jena, ihrer ersten Station in Deutschland. Auch der Zugang zur deutschen Sprache gelang ihr so. Durch diese nachbarschaftliche Hilfe konnte sie gleich in den Deutsch-Sprachkurs Niveau B1 einsteigen. „Im Frauenzentrum lernte ich eine Frau kennen, die ehrenamtlich als Sprachlehrerin tätig war. Nachdem ich den B1-Sprachkurs Deutsch geschafft hatte, zeigte sie mir den Weiterbildungskurs als Sprach- und Integrationsmittlerin bei Sprint“, erzählt Azizi. Sie stellte sich dann bei Sprint Thüringen in Erfurt vor und durfte die Qualifizierung absolvieren.
Seither ist sie vorrangig als Sprach- und Integrationsmittlerin für die Sprachen Dari und Persisch im Einsatz und hilft vorrangig Menschen aus Afghanistan und dem Iran. „Mir war immer klar. Wenn ich hier leben will, muss ich die Sprache beherrschen. Genau dabei möchte ich nun den anderen Menschen auch helfen“, sagt Azizi.
Auch ihre Familie ist in Erfurt angekommen. Ihr Mann hat mittlerweile das Sprachniveau B2 absolviert und kann wieder in seinem früheren Beruf als Schweißer arbeiten. Die Kinder gehen allesamt in Erfurt zur Schule und sind in die Klassenverbände integriert.
Die IBS als Ganzes ist Mitglied im Integrationsnetzwerk der Stadt Erfurt. Der Sprintpool konkret arbeitet eng mit mehreren Behörden der Stadt zusammen. „Das bedeutet, dass das Jugendamt oder das Sozialamt etwa bei uns Sprach- und Integrationsmittlerinnen buchen, wenn sie Unterstützung in der Beratung oder Versorgung zugewanderter Menschen benötigen. Eine besondere Kooperation gibt es darüber hinaus mit dem Büro für Integration und Migration. Auf deren Grundlage können Kitas in der Stadt Erfurt auf unsere Dienstleistung zurückgreifen, wenn Erzieherinnen beispielsweise Entwicklungsgespräche mit Eltern führen wollen“, erklärt Projektleiter Benedikt Frantz.