Beginn mobiler Messungen in Erfurt ab 01.06.2022

15.06.2022 09:30

Ab sofort führt das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) in Zusammenarbeit mit dem Umwelt- und Naturschutzamt Erfurt mobile Luftmessungen in der Landeshauptstadt durch. Dazu wurde bereits in der vergangenen Woche ein mobiles Messgerät auf einer Straßenbahn der Erfurter Verkehrsbetriebe AG (Evag) angebracht und ab dem 15. Juni 2022 ist ein weiteres auf einem Entsorgungsfahrzeug der SWE Stadtwirtschaft GmbH unterwegs.

Die mobilen Messungen unterstützen das bereits vorhandene Messnetz stationärer Wetterstationen. Mit den Messgeräten wird während der Fahrt im 20-s-Takt die Lufttemperatur und relative Luftfeuchtigkeit gemessen. Die Daten werden anschließend vom Kompetenzzentrum Klima des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) ausgewertet und der Stadt Erfurt in Form flächendeckender Temperaturkarten zur Verfügung gestellt.

Seit Oktober 2020 finden solche Messungen bereits als Pilotprojekt in Jena statt und werden nun mit Erfurt auf eine weitere Stadt in Thüringen ausgeweitet. Die so gewonnenen Erkenntnisse liefern ein genaues Bild der Lufttemperaturverteilung in Erfurt zu jeder Tageszeit und ermöglichen dadurch zielgerichtete Hitzepräventionsmaßnahmen.

Die Daten unterstützen die Entwicklung des aktuell in Aufstellung befindlichen Maßnahmenkatalogs für den Hitzeaktionsplan der Stadt Erfurt. Weiterhin lassen sich konkrete Rückschlüsse über die Aufenthaltsqualität – beispielsweise an Haltestellen – ziehen. Hierfür sind nicht nur die flächendeckenden Karten, sondern vor allem auch die einzelnen Messungen auf der Straßenbahn und dem Entsorgungsfahrzeug besonders hilfreich. Der Stellenwert begrünter Straßenräume im Vergleich zu unbegrünten und stark versiegelten Flächen wird anhand der Messungen und Karten sicht- und zählbar. Die mobilen Messungen unterstützen somit den Umgestaltungsprozess hin zu einer klimagerechten Stadt und verbessern die Datenlage für künftige Maßnahmen in der Stadt- und Verkehrsentwicklung. Hitzewellen können zwar nicht vermieden werden, aber die Thüringer Landeshauptstadt wird künftig mit Unterstützung des TLUBN besser darauf vorbereitet sein.

Hintergrund:

Insbesondere Städte stehen angesichts der Klimakrise heute vor besonderen Herausforderungen. Dunkle Asphalt- und Betonflächen können sich auf bis zu 50 °C aufheizen und sorgen damit für drückend warme Luft. Gebäude überhitzen und ihre Stellung verhindert die kühlende Luftzirkulation und Durchlüftung der Straßenräume. Das ist nicht nur belastend, sondern kann vor allem für ältere und kranke Personen – insbesondere mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen – lebensbedrohlich werden. Auch Kinder sind aufgrund ihrer geringen Körpergröße der vom Boden ausgehenden Wärmestrahlung deutlich stärker ausgesetzt. Die Minderung der Hitzebelastung erfordert daher konkrete Maßnahmen. Darunter zählen zum einen planerische Maßnahmen wie Stadtgrün und die Verwendung heller Oberflächenmaterialien, aber auch Sofortmaßnahmen im akuten Fall, wie sie in Hitzeaktionsplänen zu finden sind. Erfurt erstellt gerade als erste Kommune in Thüringen einen solchen Hitzeaktionsplan.

Quelle: Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN)