Erwicon 2022 | Ein Blick auf den Kongresstag
Das Podium:
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein begrüßten die Entscheidung, den erwicon wieder in Präsenzform zu organisieren und der lange vermissten Netzwerkplattform den bekannten Boden zurückzugeben. Tiefensee bewertete die kombinierte Themensetzung – Wirtschaft und Stadtentwicklung – als sehr gelungen und wichtig. Er betonte die Notwendigkeit, bei allem Handeln für das Land Thüringen, die Gleichwertigkeit der städtischen und der ländlichen Räume zu beachten, dabei Städte, Stadtteile und Regionen in kompakte Lebensräume zu transferieren, gesunde Lebensräume zu schaffen. Dass dies möglich ist, so Tiefensee, habe die Buga 2021 in Erfurt bewiesen.
Die Ökonomin und Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, Dr. Gertrud R. Traud, präsentierte dem Publikum statistisch aufbereitetes Zahlenmaterial zum Thema „Thüringen – Wechselspiel zwischen (Geo-)Politik und Wirtschaft“ in einem sehr starken Vortrag. Noch sei die Exportlage des Landes akzeptabel, aber es zeichne sich eine Stagnation ab, die es aufzuhalten gelte. Als Handelspartner für Deutschland präferiert sie die USA. Die Gefahr, in Bezug auf die Weltwirtschaft abgehängt zu werden, müsse so schnell wie möglich gebannt werden, die Globalisierung müsse weitergehen, so Traud. Die Inflation bewertet sie als die grausamste Steuer, die es zu bekämpfen gelte.
Daneben hat das Land Thüringen eine Reihe weiterer Herausforderungen, allen voran der demografische Wandel. Die Auftragslage bei den Thüringer Unternehmen ist hervorragend. Erfüllt werden können Aufträge jedoch nur mit mehr Personal und einem deutlichen Fortschritt der Digitalisierung in der Industrie. Um die personellen Engpässe langfristig in den Griff zu bekommen, brauche es einer gezielten Zuwanderung aus dem Ausland. Dinge werden besser, wenn man daran arbeitet – attraktive Städte brauchen junge Menschen, attraktive Städte werden zu Magneten, auch für Einwohnerinnen und Einwohner sowie für Touristinnen und Touristen.
Die Workshops:
Neun Referenten boten in ihren Workshops neue Blickwinkel, setzten Impulse und diskutierten mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu unterschiedlichen Positionen. Die Inhalte sind bereits auf unterschiedliche Weisen dokumentiert und in zwei Wochen im erwicon-2022-Rückblick einsehbar.
An dieser Stelle einige Pointen zu den Themenblöcken Handel ist Wandel und (Innen-)Städte neu denken:
- Im Handel braucht es die Bereitschaft, Dinge neu zu denken und zu tun. Besuchsmotiv der Innenstadt Nr. 1 ist (für ältere Zielgruppen) der Handel. Die neuen Lockmittel für alle sind darüber hinaus Entertainment und Vergnügen. Dies erfordert insbesondere ein Neudenken in den Behörden. Gedankenschritte wagen – Versuchsräume erlauben – Experimentieren und schauen, was passiert.
- Leerstand in den Innenstädten befeuert mehr Leerstand. Ab 1.1.2023 bietet das (Bundes-) Projekt „Stadtlabore Deutschland“ ein digitalisiertes Tool für alle Städte. Dies enthält Werkzeuge zur Erstellung von individuellen Nutzungskonzepten für Städte und Regionen – jeder kann zugreifen!
- Online-Handel vs. Offline-Handel. Die Lösung: Miteinander! Kundenzentrierung ist die Lösung. Die Kunden möchten kaufen – wo und wie ist ihnen gleich. Die Aufgabe: Kaufhürden abbauen.
- Channel Management – Nutzung von Multiplikatoren zur Etablierung des neuen Produktes am Markt.
- Warenautomaten mit 24/7 Lieferversprechen.
- Erweiterte Produktfunktionen oder „Nicht der Nutzen, sondern die Nutzung ist entscheidend!“
- Eine Stadt – ein Wir! Können alle Händlerinnen und Händler vom Erfolg eines Warenhauses partizipieren?
- Was begeistert die Besucherinnen und Besucher einer Stadt und wie ist Kundenzufriedenheit messbar?
Die Resonanz:
Aussagen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern: "Das Besondere am Tag war, dass der erwicon wieder stattgefunden hat!" Oder: „Ich habe viele Impulse erhalten und bin bereit zum Umdenken – zum Neu.Handeln“.
Der Tag endete mit einem großen Dankeschön an die Organisation und die gelungenen Inhalte sowie für die Möglichkeit, sich wieder begegnen zu können.
Zum Schluss ein Zitat vom Verkaufstrainer Oliver Zentgraf: „Aus Angst, zu weit zu gehen, gehen wir oft nicht weit genug.“