Erfurt-Hordaland: Schüleraustauschprogramm feiert 10-jähriges Jubiläum
Seitdem absolvierten knapp 100 Schülerinnen und Schüler aus der Region Bergen Teile ihrer schulischen beziehungsweise beruflichen Ausbildung in Erfurt, umgekehrt reisten Erfurter Schüler nach Bergen.
Die norwegischen Schüler haben nach ihrem ersten Ausbildungsjahr in Norwegen die Möglichkeit, an der Erfurter Andreas-Gordon-Berufsschule zu lernen. Während der sechsmonatigen schulischen Ausbildung erhalten sie auch praktische Einblicke in Erfurter Ausbildungsbetriebe, darunter die Elektro-Schröder-Erfurt GmbH, Schuler Pressen GmbH, Bosch Sicherheitssysteme GmbH sowie Ämter der Stadtverwaltung Erfurt (Amt für Grundstücks- und Gebäudeverwaltung; Tiefbau- und Verkehrsamt, Entwässerungsbetrieb). Neben den Berufsschülern verbringen regelmäßig auch norwegische Gymnasiasten ein komplettes Schuljahr am Erfurter Albert-Schweitzer-Gymnasium.
Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Partnerschaft reiste Oberbürgermeister Andreas Bausewein in der vergangenen Woche gemeinsam mit Karsten Pohlemann (Schulleiter der Andreas-Gordon-Schule, SBBS4), Jörg Schröder (Geschäftsführer der Elektro-Schröder-Erfurt GmbH), Alexander Theis (Beauftragter der Hordaland Fylkeskommune für die Betreuung der norwegischen Schüler in Erfurt) sowie Vertretern des Amtes für Bildung nach Bergen.
Am Dienstag fand an der Askøy Videregånde Skole ein Elternabend mit den zukünftigen Austauschschülern, ihren Eltern, Lehrern und mit ehemaligen Absolventen statt. Nachdem die norwegische Projektbetreuerin Liv Skipenes die Erfurter Delegation vorstellte, gab Carsten Pohlemann Einblicke in die Andreas-Gordon-Schule und Alexander Theis in Bezug auf das Leben in Erfurt, notwendige rechtliche Formalitäten und die Betreuung vor Ort.
Auf den Nationalfeiertag am Mittwoch folgte am Donnerstagmorgen ein Zusammentreffen mit Marte Mjøs Persen, der Bürgermeisterin der Stadt Bergen, sowie Pål Kårbø, den stellvertretenden Ministerpräsidenten, und Vertretern des Kultusministeriums. Im Mittelpunkt des Gesprächs ging es um den weiteren Ausbau der Partnerschaft, außerdem wurde sich über Projekte zur Integration von Flüchtlingen ausgetauscht.
Beeindruckend war auch der abschließende Besuch der Ny-Krohnborg Schule. Die Schule mit ihrem inhaltlichen und baulichen Konzept ist ein in Norwegen bisher einzigartiges Modellprojekt und gleicht eher einem Stadtteilzentrum. Die Ny-Krohnborg Skole bezeichnet sich selbst als „Center für Erziehung, Sport und Kultur“ und beherbergt neben der eigentlichen Schule einen Kindergarten, zahlreiche öffentlich zugängliche Sportstätten aber auch Räumlichkeiten für Vereine des Stadtteils und Orte der Begegnung. Der Kontakt mit Erfurt soll in den kommenden Monaten intensiviert und Möglichkeiten des praktischen Austausches gefunden werden.
„Die Partnerschaft mit der Region Hordaland hat sich erstaunlich gut entwickelt. Das liegt vor allem an den Menschen, die diese Verbindung mit Leben erfüllen. Alle beteiligten Partner sind mit sehr viel Engagement und Herz dabei. Man kann sehr wohl von einer Freundschaft sprechen, die sich hier entwickelt hat“, stellt Oberbürgermeister Andreas Bausewein fest. Mitte Juni kehren die aktuellen Austauschschüler nach Bergen zurück, die nächsten Schüler werden zum neuen Schuljahr in Erfurt erwartet. OB Bausewein nutzte die Gelegenheit, Bürgermeisterin Marte Mjøs Persen nach Erfurt einzuladen.
Bergen liegt am inneren Byfjord an der Westküste Norwegens und ist mit knapp 280.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Norwegens und eine Kommune in der Provinz (Fylke, vergleichbar mit den hiesigen Bundesländern) Hordaland sowie deren Verwaltungssitz. Der Hafen von Bergen ist einer der geschäftigsten Seehäfen Europas, von dem aus die Schiffe der Hurtigruten starten. Die Stadt ist geprägt durch die am Naturhafen verlaufende Bryggen – kleine, überwiegend bunte Holzhäuser – welche im Jahr 1979 als Beispiel hanseatischer Baukunst in Norwegen durch die Unesco zum Weltkulturerbe ernannt wurde.