Bild der Woche – Ein Selbstporträt von Jacob Samuel Beck?
Ein besonders interessantes und zugleich rätselhaftes Gemälde der Beck-Jubiläumsausstellung zeigt das Porträt eines Mannes in einem rotbräunlich schimmernden Mantel mit Pelzkragen.
Es ist die rückseitige Aufschrift des Gemäldes, die Anlass zu Spekulationen gibt. Mit schwarzem Pinsel stehen auf der Leinwand in alter Schrift die Angaben: „No. 112 / J. S. Beck gestorben in Erfurth / Anno 1777“. An der vorangestellten Inventarnummer ist zu erkennen, dass sich das Porträtbild einmal in einer größeren Sammlung befunden haben muss. Ist mit dem Namen der Dargestellte oder nur der Maler des Bildes gemeint? Oder vielleicht auch beide? Dann wäre es ein Selbstporträt von Jacob Samuel Beck, und zwar das einzige bekannte und erhaltene. Dass Beck neben einem durch den großen Brand im Evangelischen Waisenhaus des Augustinerklosters im Jahre 1872 zerstörten Selbstbildnis noch mindestens ein weiteres gemalt hat, ist überliefert. Der Kunstpublizist Carl Lang schrieb 1787 in einem Bericht über einen Besuch bei der Witwe Becks in Erfurt: „Unter seinen ganz und gar fertigen Stücken hat mich sein eigenes Portrait entzückt. Es ist ganz der Natur treu, und scheint ohne Kunst; auch darf man nur ein wenig physiognomische Kenntnisse haben, um den guten, denkenden Mann aus dem Auge und der Stirne zu lesen.“
Diese Charakterisierung passt recht gut zu diesem Porträt, das im Verhältnis zu seinen bekannten Bildnissen Erfurter Bürger kleiner im Format und in seiner Gesamtwirkung einfach und bescheiden gehalten ist. Alles konzentriert sich auf den Kopf, der im Dreiviertelprofil wiedergegeben ist. Diese leicht seitlich gedrehte Kopf- und Körperhaltung mit einer nach vorne gewendeten Schulter findet sich sehr oft in Künstlerselbstporträts. Es ist die Haltung, die ein Künstler einnimmt, wenn er vor der Staffelei sitzt und sich zwischendurch im seitlich aufgestellten Spiegel betrachtet. Tatsächlich lässt sich in dem leicht fixierenden Blick des Mannes ein Moment der Selbstbetrachtung und des genauen Beobachtens aus dem Augenwinkel heraus erkennen. Schließlich deutet auch die Art und Weise, in der Mantel, Pelzkragen und das Hemd mit dem angedeuteten Spitzenmuster gemalt sind, auf Beck, denn ganz Ähnliches findet man in einigen seiner Porträts.
Es spricht also sehr viel dafür, dass es sich tatsächlich um ein Selbstporträt von Jacob Samuel Beck handelt. Aber auch wenn das Geheimnis dieses Gemäldes vielleicht niemals gelüftet werden kann, war es für die Jubiläumsausstellung und die Gemäldesammlung des Angermuseums in jedem Fall ein glücklicher Moment, dass das Bild in diesem Jahr durch den Verein der Freunde und Förderer für das Angermuseum aus dem Kunsthandel erworben werden konnte.