Bild der Woche – Rast der Diana
Der Betrachter wird zum Voyeur einer mythischen Szenerie
Eine idyllische, reizvolle Szenerie breitet sich im Gemälde „Rast der Diana“ aus, einem der seltenen Beispiele eines mythologischen Themas in Becks Malerei. Diana, die Göttin der Jagd, liegt mit zwei Gefährtinnen schlafend am Waldrand unter einem großen, locker drapierten orangebraunen Tuch. Die Dreizahl der Figuren hat Beck als eine Art Grundrhythmus auf das gesamt Bild übertragen: Es sind drei lebende Tiere in Gestalt der Jagdhunde sowie drei erbeutete Tiere zu sehen und drei Puttenfiguren zieren einen Tritonenbrunnen am Rand einer Parklandschaft mit drei Zypressen.
Eingebettet in das üppige Grün der Landschaft, die sich in der Mitte weit bis zu fernen Bergen öffnet, leuchten die bunten Farben der Tücher und der Köcher mit den Jagdpfeilen. Mit hell schimmernder Haut und rosigen Wangen liegt Diana in der Mitte zwischen ihren Begleiterinnen und erholt sich von den Anstrengungen der Jagd.
Der Betrachter wird unwillkürlich zum Voyeur dieser mythischen Szenerie, die bei Malern verschiedener Epochen gerade auf Grund ihrer vielseitigen ästhetischen Möglichkeiten sehr beliebt war, verbindet sich doch die Aktmalerei mit der landschaftlichen Idylle und dem Jagdstillleben.
In der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts war die „Ruhende Diana“ ein verbreitetes Thema und es sind Maler wie Hendrik van Balen (1573-1632) oder Peter Paul Rubens (1577-1640), von denen Jacob Samuel Beck seine Anregungen zu diesem relativ späten, 1772 entstandenen Gemälde bezog. Was bei den Vorbildern sehr opulent und detailreich dargestellt wird, adaptiert Beck auf seine Weise und reduziert die Komposition auf das Wesentliche. Während etwa bei van Balen eine unüberschaubare Vielfalt von gejagten Tieren im Vordergrund ausgebreitet ist, belässt es Beck bei einem Auerhahn, einem Rebhuhn und als markantestem Tier, einem bereits im großen „Jagdstück“ von 1769 gemalten Rehbock (s. Bild der Woche Nr. 3).