Prozessionsfahne, Zuchtbrief und Willkür: Noch bis Sonntag kann man nie gezeigte archivalische Kostbarkeiten entdecken
Nur nüchtern ins Kolleg... Professor Eobanus Hessus wurde vom Rat ermahnt
Gleich im Erdgeschoss des Museums kann die 1742 gefertigte große Prozessionsfahne des Erfurter Rates betrachtet werden. Diese Seidenfahne kopiert eine ältere Fahne, die seit dem 15. Jahrhunderte bei Prozessionen vorangetragen wurde.
Seit ca. 800 Jahren bestimmen Räte über die Geschicke der Stadt Erfurt. Eindrucksvolle Hinterlassenschaften dokumentieren schlaglichtartig die Entwicklung von den Anfängen der kommunalen Selbstverwaltung bis zur modernen Demokratie. Die Präsentation, die innerhalb der ständigen Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt wird, will nicht nur belehren, sondern auch unterhalten. So werden u.a. kuriose Ereignisse dokumentiert, wie die Ermahnung des Rates der Stadt im Jahr 1523 an Professor Eobanus Hessus künftig nüchtern ins Kolleg zu kommen, widrigenfalls sein Gehalt gesperrt würde.
Neben der Ausstattung des ehemaligen Alten Ratshauses werden einmalige Schriftquellen ausgestellt. Zum Beispiel der Zuchtbrief (Ordnungsrecht der Stadt) von 1351 oder das prächtige und sehr selten gezeigte Original der "Willkür". Es handelt sich dabei um die älteste schriftliche Sammlung des Erfurter Stadtrechts. Der ausgestellte Pergamentkodex ist das offizielle Exemplar des Rates von 1357/ 60.
Die Präsentation entstand in Kooperation mit dem Erfurter Stadtarchiv.
Tipp: Am Sonntag, den 28. Juni 2015 findet von 14:00 bis 18:00 Uhr die Finissage zur Ausstellung mit Sonderführungen und Schreibwerkstatt statt.