Cranach des Monats – Februar: „Lasset die Kindlein zu mir kommen"
„Lasset die Kindlein zu mir kommen"
Lucas Cranach war nicht nur einer der bedeutendsten Maler der deutschen Renaissance, als Unternehmer und führender Kopf zahlreicher talentierter Mitarbeiter unterhielt er einen umfangreichen Werkstattbetriebes für Tafel- und Buchmalerei sowie Druckgraphik in Wittenberg. Für seine künstlerische Tätigkeit als Hofmaler Friedrichs des Weisen in Sachsen erhielt er 1508 den Wappenbrief mit der geflügelten Schlange, mit der er fortan seine Werke signierte. Die ursprünglich aufgestellten Flügel dieser Signatur änderte er nach dem Tod seines Sohnes Hans 1537 in eine Darstellung mit liegenden Flügeln.
Eine solche Schlange mit liegenden Flügeln trägt auch die Erfurter Variante der Darstellung Christi als Kinderfreund, einer protestantischen Bildthematik, die Luthers Meinung illustriert, der Glaube bedürfe nicht des Intellekts oder des lernenden Wissens.
Und so zeigt uns Cranach Christus inmitten einer Gruppe von jungen Frauen, die ihm ihre Kinder zum Segnen darbieten; ein Kind hat sich gar in den Mantel Jesu gewickelt, während rechts ein Knabe – wohl von der Erscheinung erschreckt – seine Schwester am Zipfel ihres Kleides hinwegzuziehen versucht. Während von rechts immer mehr Mütter mit ihren Kindern herbei strömen, eilen von links die Jünger herbei, allen voran Petrus mit abwehrend erhobenen Händen.
Die im Himmel schwebende Inschrift „Lasset die Kindlin zu mir komen, und weret inen nicht, den solcher ist das Reich Gottes, Marc. X“ weist auf die Überlieferung der Kindersegnung durch Jesus gegen den Widerstand der Jünger, die in den Evangelien von Matthäus, Lukas und Markus fast gleichlautend berichtet wird.
Karsten Horn
Der Autor des Textes ist als Kurator der Sammlung mittelalterliche Kunst im Angermuseum Erfurt, Kunstmuseum der Landeshauptstadt, tätig.