„Wahlverwandt und ebenbürtig“. Schriftstellerlesung zu Caroline und Wilhelm von Humboldt, die im Erfurter Dacherödschen Haus den Bund für Leben geschlossen hatten
Spannend war die Lesung aus dem "auf geradezu erholsame Weise geistreichen Buch /…/ ein sehr politisches Buch", so Elisabeth von Thadden in der "Zeit", "hinreißend gestaltet obendrein. Ein Buch über die Liebe, das den Sinn für geistige und politische Reisefreiheit weckt, für alle, die nicht dauernd bloß lesen."
Die Lesung aus der klugen Doppelbiographie beleuchtete besonders die Tage des Erfurter Aufenthaltes der im Dacherödschen Haus lebenden schönen und geistreichen Tochter des Carl Friedrich Freiherr von Dacheröden, einem aus dem thüringer Adelsgeschlecht entstammenden, preußischen Kammerpräsident a.D., der seit 1771 in Erfurt ansässig war. Caroline Friederica von Dacheröden (geb. 23. Februar 1766 in Minden; gest. 26. März 1829 in Berlin-Tegel) hatte zwanzig Jahre später, am 29. Juni 1791, mit Wilhelm von Humboldt im Dacherödschen Haus den Bund der Ehe begründet, der von erstaunlicher Liberalität geprägt war und dem jeglicher ausschließliche Besitzanspruch fehlte. An der Seite ihres Mannes und durch dessen beruflichen Werdegang lebte sie die Folgejahre als Europäerin zeitweise in Paris, Wien und Rom. Hazel Rosenstrauch zeichnete eine selbstbewusste, selbständige Frau, die aktiv um ihren Gatten geworben hatte und ihren eigenen Lebenskreis unterhielt. Als Mitglied des Berliner "Tugendbundes", zu dem unter anderen Henriette Herz und Karl von La Roche zählten, trat sie ebenso in Erscheinung, wie als Mäzenatin und Muse für Künstlerkreise in Rom.
Während der Lesung zum Vorschein kam darüber hinaus auch auf ganz neue Weise ihr Ehemann, Wilhelm von Humboldt, der in heute fast unglaublicher Weise auf sich und seinen privaten Kreis fixiert war. "Dein Glück ist immer das einzige Ziel meines Lebens gewesen", schrieb er an seine Frau und sah damit zunächst die enge Beziehung zu ihr für wichtiger an, als jedes öffentliche Wirken, denn gleich nach der Eheschließung hatte er den Staatsdienst verlassen und zunächst einen Großteil seines Lebens mit der umfassenden Ausbildung seiner Persönlichkeit und Privatstudien zugebracht. Erst recht spät hatte der im Rückblick zu den großen, fortwirkend einflussreichen Persönlichkeiten in der deutschen Kulturgeschichte zählende Staatsmann und Mitbegründer der Universität Berlin die eigene geschichtliche Epoche mit solchem Forscherdrang und mit universeller Gelehrsamkeit durchdrungen und bereichert.
Hazel Rosenstrauch, in London geboren und in Wien aufgewachsen, studierte Germanistik, Soziologie und Empirische Kulturwissenschaften in Berlin und Tübingen. Sie arbeitete als Journalistin, Redakteurin und Autorin und lehrte an verschiedenen Universitäten. Von ihr sind mehrere Bücher erschienen, unter anderem "Varnhagen und die Kunst des geselligen Lebens". Rosenstrauch lebt und arbeitet in Berlin.