Marc Riboud, Paris, spricht zur Ausstellungseröffnung der Henri-Cartier-Bresson-Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt
Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Henri Cartier-Bresson - Die Europäer" fand heute ein Pressegespräch statt. Mit von der Partie war der französische Fotograf und Mitglied der Fotoagentur Magnum Photos, Marc Riboud.
Marc Riboud (* 24. Juni 1923 in Lyon ) fotografierte bereits 1937 als 14-Jähriger die Weltausstellung in Paris mit einer gebrauchten Kodak -Taschenkamera. Er engagierte sich von 1943 bis 1945 in der französischen Résistance und kämpfte aktiv im Widerstand. Nach Kriegsende studierte er von 1945 bis 1948 zunächst Maschinenbau an der École Centrale de Lyon und arbeitete anschließend als Ingenieur in Lyon. Sein Entschluss als freier Fotograf zu arbeiten, führte ihn 1952 nach Paris.
In Paris traf Riboud auf die Fotojournalisten Robert Capa und Henri Cartier-Bresson und schloss sich deren neu gegründeten Fotoagentur Magnum an. Ab 1954 lebte und arbeitete Riboud in London . 1955 wurde er Vollmitglied bei Magnum und begann eine Serie von Fotoexpeditionen in den Fernen Osten . 1957 dokumentierte er, teilweise verdeckt arbeitend, das vom Mao -Regime dominierte China .
Von 1959 bis 1973 fungierte Riboud als Vizepräsident bei der europäischen Niederlassung von Magnum und wurde 1975 ihr Präsident. Ab 1980 arbeitete er nur noch sporadisch als "mitarbeitender Fotograf” bei der Agentur.
Für sein fotografisches Werk erhielt Riboud zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Overseas Press Club Award.
Marc Riboud, der letzte noch lebende Freund von Cartier-Bresson wird auch im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung am Sonntag, dem 4. Oktober 2009, 11 Uhr in der Erfurter Kunsthalle, sprechen, teilte der Direktor der Kunsthalle, Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, den anwesenden Journalisten mit.
Henri Cartier-Bresson war neugierig auf die Menschen und ihre Art zu leben, immer auf der Suche nach dem "entscheidenden Augenblick", der mehr sagt als ein einzelner, flüchtiger Blick es je könnte. Viele seiner unvergesslichen Aufnahmen, die später zu Ikonen der Fotografiegeschichte wurden, entstanden während seiner Reisen. Als er sich aber um die Mitte der 1970er Jahre aus dem Dasein als reisender Fotograf, der für Magazine und Bildjournale arbeitete, schrittweise zurückzog und neben dem Zeichnen nur noch Landschaften und Porträts fotografierte, genoss sein Werk bereits eine weltweite Reputation als große fotografische Kunst – war er wie Picasso zu einem lebenden Klassiker geworden.
"Dieses Bild ist oft veröffentlicht worden, selten jedoch wurde es wirklich verstanden", so Marc Riboud, enger Vertrauter Cartier-Bressons.
Die Magnum-Ausstellung "Die Europäer", die vom 4.10. bis zum 29.11.2009 in Erfurt zu sehen sein wird, vereinigt insgesamt 163 Fotografien, die zwischen 1929 und 1989 entstanden, also in einem Zeitraum von 60 Jahren.