Felix Martin Furtwängler führt durch seine Ausstellung "Printing into Thinking"
Rein äußerlich betrachtet könnte man das Werk von Felix Martin Furtwängler für das eines künstlerischen Traditionalisten halten. Denn es besteht aus gemalten Bildern und handpressengedruckten Grafiken, Mappenwerken und Künstlerbüchern. Zudem zeigt sich seine individuelle Handschrift den Expressionisten, Picasso, Klee, Dubuffet und der COBRA-Gruppe wahlverwandt. Aber das ist, wie gesagt, eine äußerliche Perspektive. Denn tatsächlich ist Furtwängler ein künstlerischer Tausendsassa: ebenso wacher Zeitgenosse wie melancholischer Romantiker, scharfer Kritiker wie heiterer Ironiker, hoch belesener Bibliophiler wie Alltagsphilosoph, seriöser Handwerker wie spielerischer Formerfinder. In der unmittelbaren Begegnung zeigt sich seine Kunst sinnlich, anspielungsreich und ambivalent – und darin hochaktuell. Doch – und darin mag er wirklich ein Traditioneller sein – geht sein künstlerisches Denken immer wieder von der Materialität der verwendeten Mittel und Techniken aus. Ihre besondere sinnliche Präsenz und ihre gestalterischen Potentiale bilden den anregenden Grund für alle subjektiven, bewussten wie intuitiven Entäußerungen des eigenen Befindens – eines empfindsamen, hoch reflektierten In-der-Welt-Seins. Bestimmte Themen, Beobachtungen, Formulierungen, entnommen dem Alltag, der Philosophie, der Literatur und anderen Bildern, werden in kleinen und großen Serien entfaltet, erzählt, zitiert, variiert, neu erfunden, teils zu wilden Capriccios vermengt. Die innere Nähe zum geschriebenen Wort hat früh seine Vorliebe für Wort-Bild-Kombinationen verstärkt, so dass es nahe lag, die freie Grafik mit dem Buchdruck zu verbinden. Die Ausstellung, erstellt in Kooperation mit dem Gutenberg Museum Mainz, der Herzog August-Bibliothek in Wolfenbüttel und der Kunsthalle Memmingen, präsentiert im "Jahr der Grafik" das umfangreiche druckgrafische Werk des Künstlers – von der frühen Radierungsserie "Tagebuch der Angst" (1977/78) bis hin zur jüngsten Künstlerhommage "Jackson Pollach & Felix Fortwangler. Printing into Thinking, a Trilogy" (2007-2009).
Felix Martin Furtwängler wurde 1954 in Karlsruhe geboren und studierte in Hamburg Werbegrafik und Mode, in Berlin Radierung und Malerei – zuletzt war er Meisterschüler bei Prof. Gerhart Bergmann in Berlin. Seine Arbeiten gehören zum Bestand vieler wichtiger nationaler und internationaler Sammlungen.
Die Ausstellung "Felix Martin Furtwängler: Printing into Thinking. Folgen – Suiten – Zyklen. Grafische Blätter und Mappenwerke" läuft b is zum 27.09.2009 in der Kunsthalle Erfurt.