Ortsteil: Melchendorf

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Frau Anne-Kathrin Wolff-Hölbe
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Sprechzeiten der Ortsteilverwaltung

Nach vorheriger terminlicher Vereinbarung.

Frau Apel
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Die Sprechstunden des Sachgebietes Ortsteilbetreuung finden zu den Dienstzeiten in der Rumpelgasse 1 statt.

Wochentag Uhrzeit
Montag 8:00–11:30 Uhr; 13:30–15:00 Uhr
Dienstag 8:00–11:30 Uhr; 13:30–15:00 Uhr
Mittwoch 8:00–11:30 Uhr
Donnerstag 8:00–11:30 Uhr; 13:30–15:00 Uhr

Außerhalb dieser Zeiten nur nach vorheriger terminlicher Vereinbarung.

Vororttermine sind individuell zu vereinbaren.
Bitte beachten Sie auch den Aushang im Schaukasten.

Hinweise und Anfragen sind jederzeit über ortsteile@erfurt.de möglich.

Geschichte

Schon der Frankenkönig Dagobert wies in seiner Schenkungsurkunde für das Erfurter Peterskloster, ausgestellt im Jahre 706, auf das Dorf Melchendorf hin. Stellte sich diese Urkunde auch als Fälschung einer viel späteren Zeit heraus - das Dörfchen Melchendorf wird zu Beginn des 8. Jahrhunderts ganz sicher schon angelegt gewesen sein. Sein Name Merchendorf, später Mirchendorf, den ihm die hier wohnenden slawischen und deutschen Siedler möglicherweise gemeinsam gaben, stammt aus dieser Zeit. Sehr verschieden ist er ausgedeutet worden. Wenn die nachweislich in Melchendorf ansässigen Slawen den Ortsnamen gebildet haben sollten, dann beschrieben sie ihren Ort als ein friedliches, ein ruhiges Dorf. Vieles spricht für diese Bedeutung des Namens. Möglicherweise könnte jedoch auch das einstmals durch das Dorf fließende Wasser namensstiftend gewesen sein.

Im Jahre 1157 gab es erstmals schriftliche Kunde vom Dorf "Merchendorf", dessen Namen Sprecher und Schreiber bis in das 14. Jahrhundert zu "Melchendorf" verändert haben.

Geschützt zwischen einem nördlichen Hang des Steigers und dem Südhang des Herrenberges gelegen, mag es wohl friedlich gewesen sein in Melchendorf. Stand das Örtchen doch zudem unter dem Schutz und in der Gunst des Erzbischofs von Mainz und seiner in Erfurt tätigen Beamtenschaft, seit es (spätestens) ab der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu den sogenannten "Küchendörfern" des Mainzer Erzbischofs gehörte. Diese waren in der Pflicht, bei Anwesenheit des Kurfürsten in Erfurt, für seine Küche, für seine Tafel zu sorgen, d.h. alle dafür notwendigen Naturalien zu liefern. Überdies hatte man dem Mainzer Hof, der die Verwaltung aller weltlicher Güter des Erzbischofs in Erfurt und Umgebung leistete, mit allerlei Diensten gefällig zu sein – bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Zum Ausgleich dafür waren die Melchendorfer von anderen mainzischen Steuern und Abgaben befreit, wobei die Zollfreiheit "für den zu ihrem Bedarfe notwendigen Ein- und Verkauf" sich am förderlichsten auswirkte.

Im Süden war das Dorf über Jahrhunderte eingefasst vom Wald des Steigers und des Willrodaer Forstes, die ehemals wohl eine zusammenhängende große Waldfläche bildeten und Quellort mehrerer Wasserläufe sind (die Waidwäsche und der Holzergraben). Sie streiften bzw. durchquerten das Dorf, um sich am Fuß des Tals zum Schwemmbach zu vereinigen und der Gera zuzufließen. Diese Gewässer, die heute bis auf einen Teil des Holzergrabens sämtlich verrohrt fließen – mit ihnen war sich einzurichten, ihrer Gewalt war vorzubeugen, wenn sie im Frühjahr Hochwasser führten und sich im Dorf ausbreiteten oder nach sommerlichen Wolkenbrüchen so stark anstiegen, dass sie als wirkliche reißende Ströme den Schulzenweg hinunterkamen. Den Schäden infolge des regelmäßig wiederkehrenden Hochwassers ins Dorf hinein sucht man durch angepasstes Bauen vorzubeugen, indem der Keller auf Erdgeschossniveau und das Erdgeschoss als Hochparterre darüber gebaut wurde. (An den Häusern Schulzenweg 22 und 24 kann man dies auch heute noch erkennen.) Den Damm, den die Melchendorfer sich errichtet hatten, um das Wasser zurückzuhalten, gibt es nun hingegen nicht mehr. Manchmal war man gegen die vom Wald herabstürzenden Fluten, so wird für das Jahr 1834 berichtet, eigentlich nur noch in den oberen Stockwerken oder auf der Empore der Kirche sicher. Das Wasser war überall, riss alles mit und zerstörte viel. Wer sich nicht retten konnte, ertrank. 84 Schafe, ein erheblicher Teil der Melchendorfer Gemeinde­schafherde, kamen bei dem Unwetter im Jahre 1834 um.

Um Melchendorf herum lag einst fruchtbare Feldflur, am Südhang des Herrenberges wurde über Jahrhunderte Wein angebaut, wohl bis in das 19. Jahrhundert hinein, denn dicke Wurzeln alter Weinstöcke, hangabstützende Mauern ("die weiße Mauer") und eine verfallene Weinberghütte ("Rabenhütte") erinnerten noch bis in das 20. Jahrhundert hinein an den Melchendorfer Weinanbau.

Obwohl Melchendorf nicht zum Landgebiet der Stadt Erfurt gehörte, besaßen doch Erfurter Bürger und Institutionen aus der Stadt hier Güter und Grundbesitz. Die älteste wirtschaftliche Ansiedlung von Erfurtern war der Wirtschaftshof der Benediktinermönche vom Petersberg, der später durch die Erfurter Ratsfamilie Milwitz erworben und jahrhundertelang zur Bewirtschaftung ihrer Ländereien in Melchendorf genutzt wurde. Der Milwitzweg erinnert heute noch daran.

Zerstörung und Leid bringende Kriege bedrohten das friedliche Wirtschaften in Melchendorf immer wieder. Besonders schlimm muss das Jahr 1813 gewesen sein, da die napoleonisch besetzte Stadt Erfurt belagert und die Soldaten der Belagerungstruppen in den Dörfern um Erfurt herum einquartiert wurden. Sie brachten Krankheiten mit, u.a. das "Nervenfieber", möglicherweise Typhus oder eine andere infektiöse fiebrige Erkrankung, die einem Viertel der 380 Melchendorfer den Tod brachte. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl des Dorfes langsam wieder an und erhöhte sich sogar auf 550. Immer noch war Melchendorf überwiegend landwirtschaftlich geprägt, eine Ziegelei hatte sich angesiedelt. Im 20. Jahrhundert, bis zur Eingemeindung Melchendorfs im Jahre 1938, wuchsen sich Dorf und Stadt entlang des Schwemmbachs entgegen; die Bevölkerungszahl stieg, vor allem durch Zuzug, sehr rasch auf knapp 2000 Einwohner. Zu den jahrhundertelang tradierten, von der Gemeinde unterhaltenen Einrichtungen, der Kirche und dem Pfarrhaus, der Schule, der Schenke und dem Brauhaus sowie dem Gemeindehirtenhaus waren neue hinzugekommen: eine zweite, eine evangelische Kirche und eine neue Schule, eine private Stiftung für ein kleines katholisches Schwesternheim, deren Bewohnerinnen sich um pflegebedürftige Melchendorfer kümmerten und einen Kindergarten einrichteten.

Zwei Kirchen in Melchendorf – die erste, die Nikolauskirche am Schulzenweg mitten im alten Dorf. Die Kirche muss bereits seit dem 12. Jahrhundert existent gewesen sein, 1715 wird sie umgebaut, am Ende des 19. Jahrhunderts um ein nach Norden und Süden ragendes Querschiff vergrößert, auch das Langhaus wird erweitert. Wenige Tage vor dem Ende des 2. Weltkrieges, am 17. März 1945, muss sie einen Bombentreffer erleiden. Der Turm wird zerstört, der Altarraum schwer beschädigt, die Fenster zersplittern. Ihre Glocken hatte die Kirche schon vorher und bereits das zweite Mal an einen Krieg verloren. Die Melchendorfer bauten ihre Kirche wieder auf, notdürftig zunächst, mit bedeutenden privaten Spenden aus der Gemeinde in den nächsten Jahrzehnten. Moderne Kunstwerke ersetzen den zerstörten alten Kirch­schmuck. Die wiederum notwendigen Sanierungsarbeiten in den 90er Jahren sind nicht nur kirchenbauerhaltend gewesen; sie haben den nunmehr hellen, den lichten Innenraum der Kirche zu einem wirklich beeindruckenden ästhetischen Erlebnis werden lassen, bei dem vor allem die herrlich farbigen, modern gestalteten neuen Fenster bezaubern.

Die zweite Kirche ist die 1901 geweihte Gustav-Adolf-Kirche. Melchendorf war nach der Reformation, unter mainzischer Herrschaft, in der Gesamtheit seiner Bevölkerung dem katholischen Glauben treu geblieben. Seit dem sich im 19. Jahrhundert auch evangelische Gläubige in Melchendorf und Umgebung niederließen, bestand das Bedürfnis, ein Gotteshaus der eigenen Konfession zu haben. 1896 erließ der Gustav-Adolf-Verein deshalb einen Spendenaufruf zum Bau einer evangelischen Kirche für die Dörfer Melchendorf, Dittelstedt und die entstehende Siedlung Neudaberstedt. Die Kirche wurde am Weg zwischen Melchendorf und Dittelstedt auf der Anhöhe gebaut, nach einem Entwurf, den der Erfurter Baurat Kortüm dafür gemacht hatte. Einsam stand die Kirche lange Zeit auf der Anhöhe zwischen den Dörfern, nun ist sie von unproportional großen hohen Häusern umringt – ihrer von den Bauherren erhofften Wirkung, vor allem durch ihren schlanken Turm Schmuckstück der Landschaft, ihrer Umgebung zu sein, wird sie trotzdem noch immer gerecht.